Prinzip
In Biogasanlagen zersetzen Bakterien organische Stoffe (aller Art) und bilden daraus Methan. Dieses Gas wird verbrannt und treibt dabei eine Turbine an, die Strom erzeugt. Der Strom wird vergütet nach dem Erneuerbaren-Energiegesetz (EEG) für einen festen Betrag. Durch die EEG-Umlage für die Verbraucher wird der erhöhte, feste Strompreis finanziert. Es gibt zusätzlich Sonderregelungen für Wärmeerzeugung, Gülleverwertung usw. Die Vergütung ist auf 20 Jahre angelegt.
Man unterscheidet zwei Anlagentypen, die beide in Brakel vorkommen:
- Nawaro-Anlagen
Hier bekommen die Bakterien Nachwachsende Rohstoffe (Nawaro) als Futter. In erster Linie Mais, aber auch Gülle und Mist von Hähnchen, Legehennen sowie von Rindern und Pferden. Weitere Nawaro’s im eigentlichen Sinne sind Ganzpflanzensilage (Getreide in der Gelbreife), Grünroggen, Welschgras (Welschen Weidelgras und Mischungen). Auch Grüngut aus der Landschaftspflege. Neue Hoffnungsträger wie die Durchwachsende Sylphie oder Sudangras haben es schwer gegen den Mais als Energiepflanze Nummer 1 anzukommen.
- Ko-Ferment-Anlagen
Hier werden Lebensmittelreste, Speisefette, Schlachtnebenprodukte aller Art verfüttert. Aus Abfällen aus der Lebensmittelindustrie entstehen hochwertige Dünger (Biogas-Gülle). Auch Ernteprodukte, die nicht handelsfähig sind, weil sie einen Makel haben oder/und nicht verfüttert werden dürfen (Brandkrankheiten am Korn), werden hier verwertet.
Die Führung von Biogasanlage generell braucht viel Fingerspitzengefühl und Erfahrung. Landwirte sprechen auch von der „Betonkuh“. Denn eine Bakteriensuppe reagiert so empfindlich wie eine Hochleistungskuh auf Fehler.
Die Fortführung der Anlagen
Nach 20 Jahren fallen die Biogasanlagen aus der Regelförderung. Für diesen Fall arbeiten sie zusätzlich mit Blockheizkraftwerken, um ein Nahwärmenetz (gerne für Schwimmbäder, Schulen usw.) zu betreiben und Speicherkapazitäten für Gas zu schaffen. Der Energiepreis schwankt stündlich und Energie wird nur dann erzeugt, wenn im Stromnetz Bedarf vorhanden ist. Biogasanlagen werden auch dann betrieben, wenn aktuell Strom gebraucht wird. So tragen sie auch zur Netzstabilität bei. In der Anlage Busse in Albaxen laufen die Motoren täglich im Durchschnitt nur fünf Stunden (NWB v. 07.08.2020: Die Wärme kommt aus Albaxen) und die Holzmindener Bäder werden mit Nahwärme versorgt.