Die heutige kleine Siedlung Hainhausen begann als eigenständiges Dorf in der Quellniederung des Hakesbaches mit eigenem Waldbezirk (Der Strang). Bald blieb nur ein Gut übrig, das verschiedene Lehensherren, die Stadt Brakel und private Besitzer hatte. Seit 1812 ist das Areal im Besitz der Grafen von Bocholtz-Asseburg. Heute besteht Hainhausen aus dem alten Gut (Pächterhaus, Wirtschaftsgebäude) und den Anfang der 1950-er Jahre errichteten Neusiedlerstellen der Bodenreform. Hainhausen gehört verwaltungsmäßig zu Bökendorf.

Geschichte

Die Ersterwähnung erfolgte bereits im Jahr 868 erwähnt und war bald ausgedehntes Landgut. Im Mittelalter sind neben Stift Heerse, vor allem Corvey und das Kloster Brenkhausen Eigentümer. Auch der Stadt Brakel gehörte es zeitweilig im 17. und 18. Jahrhundert. 1748 ist es im Eigentum der Familie von Pein und ab 1812 im Besitz der Grafen von Bocholtz-Asseburg auf der Hinnenburg.

Hainhausen als Wohnplatz ist im Gemeindelexikon von 1887 wie folgt beschrieben: "4 Gebäude und 74 Personen".  

Um 1830 erbaut die Familie von Bocholtz-Asseburg direkt anschließend zur Gutsanlage eine kleine Sommerresidenz, das Schloss Hainhausen, ein Haupthaus mit zwei Pavillons, zwei Nebengebäude und mittelgroßer Park mit Teich (2,5 ha). Das Schlos ist Wohnsitz des Grafen und nicht zugänglich.  

Der alte Baumbestand der anlagen ist heute besonders wertvoll. Mehrere Exponate der Vergangenheit (Glas-Pokale u. a.) wurden dem "Kreismuseum Wewelsburg" übergeben (ca. 2000), wo weitere Informationen dazu gegeben werden. Das Museum ist auch "Historisches Museum des Hochstifts Paderborn".   

Die "Schwarze Brücke" (ca. 1840)
Von dem Hauptsitz, der Hinnenburg auf dem Bergsporn, wurde eine etwa 1 km lange Allee angelegt zur neuen Residenz und zur Überquerung der Landstraße eine Brücke gebaut. Der Graf wollte auf eigenem Grund und Boden bleiben, heißt es.. 
Dieser Brückenbau wurde eine Streitsache für die Gerichte. Weil der Bau die notwendige Höhe nicht einhielt, musste die Brückenquerung entfernt werden. Es blieben lediglich die beiden Pfeiler bestehen. Der Ort trägt seitdem den Namen Schwarze Brücke. Die senkrechte Mauerreste (Pfeiler) sind noch vorhanden. Die Straßenführung verläuft seit 1984 seitlich des Bauwerks. Die Reste des Bauwerks sind als Bodendenkmal gesichert, aber noch nicht formell eingetragen.   

 

(1900) Die polnischen Saisonarbeiter sind menschenunwürdig untergebracht über den Ställen 

Kein Ruhmesblatt in der Zeit um 1900 war der Umgang mit den polnischen Arbeitskräften auf den Gütern. Sie wurden in sog. Polenkasernen notdürftig untergebracht für ein halbes Jahr Feldarbeit. In Hainhausen ist speziell die Unterbringung der polnischen Saisonarbeiter ein Skandal. In einem Beitrag in der NW von 1983 schildet Horst-D. Krus das Elend, das schließlich 1908 die Gesundheits- und Ordnungsbehörden auf den Plan ruft. Die 1911 angekündigte Zwangsschließung wird erst 1913 umgesetzt. Aber bis zur Fertigstellung des Arbeiterhauses vergehen weitere Jahre bis 1916. Der Pächter Paul Bauermeister und der Graf Asseburg zeigen sich ungerührt und ignorieren die Zustände. 

Ausgeführt werden von den Behörden die ungenügende Abwasserbeseitigung und Hygiene (auf dem Hof bilden sich stinkende Lachen), der ungenügend gesicherte Trinkwasserbrunnen und Räumlichkeiten für die Arbeiter über den Ställen als zu niedrig, kaum belüftbar und kaum mit Tageslicht versorgt. Darunter die Tiere auf Tretmist, der nur alle paar Monate auf die Dungstätte verbracht wurde.        

Literatur

  • Horst-d. Krus: Den hochgeborenen Graf störte das Elend der polnischen Arbeiter wenig. Neue Westfälische v. 26.04.1983    
     

 

Landjahrlager Hainhausen für Mädchen und junge Frauen 1936-45

In der Zeit des Nationalsozialismus war die Schlossanlage Hainhausen ein sog. "Landjahrlager", ein Ort für die Erziehung der weiblichen Jugend. bei der Regierung in Minden gab es eine Abteilung, die solche Lager betreuten. Außer Hainhausen ist auch Natzungen und Brakel bekannt. In den Nachbarkreis: Westheim (Waldeck) und Ringelsbruch (Büren).  

In das Lager kamen jährlich im langen Sommerhalbjahr für ca. 8 Monate etwa 40 junge Mädchen direkt nach der Volksschule hierher.  Ziel war es, die jungen Frauen in Sachen Ernährung, Hauswirtschaft und Landleben zu schulen und für Arbeitskräfte auf dem Land zu sorgen. Die Mädchen leisteten dabei Arbeit auf den umliegenden Höfen. Gleichrangiges Ziel war auch die ideologische Bildung im Sinne des Nationalsozialismus. Die Mädchen sollten später Führungspositionen in der neuen gesellschaftlichen Gliederung, der Volksgemeinschaft, einnehmen.  

In Hainhausen wurden Mädchen aufgenommen vorwiegend aus dem Ruhgebiet: Die drei Landjahr-Führinnen (2 Erzieherinnen und 1 Wirtschaftshilfe) unterstanden einer Bezirksführerin.  

Das Schloss Hainhausen bot mit Haupthaus und den vier getrennten Nebengebäuden ideale Bedingungen. die Nebengebäude wurden als Schulungsraum, Werkraum, Waschraum usw. genutzt.

Im 10 Morgen großen Park fand die Körperertüchtigung statt. Dennoch gab es häufiger gesundheitliche Probleme mit ansteckenden Krankheiten wie Diphterie und Scharlach. Das Lager wurde unter Aufsicht des Arztes Dr. Albert Klein in Brakel zeitweise unter Quarantäne gestellt und Impfaktionen fanden statt. Die Toilettenanlagen waren für so viele Personen wohl nicht ausreichend. Wasseruntersuchungen und Baumaßnahmen wurden durchgeführt. Auch für Dusch-, Heizungs- und Warmwasser-Anlagen mussten instand gesetzt werden. Ein großer Küchenherd war auch eine Anschaffung, über die Kostenverteilung wurde mit dem Kreis verhandelt.

Eine weitere Aufgabe des Lagers war es, in Hainhausen stationierte Einheiten mit Essen zu versorgen. Gleiches galt für die Versorgung der Wachmannschaft des Kriegsgefangenenlagers für russische Kriegsgefangene im nahen Modexer Wald. 

Quelle: Akten des Kreisarchive Höxter (A 5 / Nr. 408) und Staatsarchiv Detmold (M 1 I Ju)

 

Nach dem Zweiten Weltkrieg 

Nach dem Krieg wohnten im kleinen Schloss mit den Asseburgern verwandte adelige Familien aus dem neuen Ostdeutschland, u. a. die Familie von Rothkirch mit dem späteren Schlossherrn. Später wurde das Schloss Hainhausen Wohnsitz des Grafen Friedrich von Bocholtz-Asseburg und seiner Familie.

 

Bodenreform mit Landabgabe und Aufsiedlung 1951

Im Vorkriegsjahr 1938 gab der Bökerhof auf Betreiben der NS-Partei 50 ha Fläche an Bökendorfer Bauern ab (vgl. Sander, Chronik Bökendorf). 


Für eine Bodenreform verlangten die Alliierten, hier die Briten, eine Flächenabgabe von allen Gütern über 100 ha gegen eine Entschädigung. Im Falle der Güter des Grafen Asseburg fiel sie umfangreich aus. Für die vorhandenen Güter Schäferhof, Albrock und Hainhausen mussten einige 100 ha an neue Eigentümer abgegeben werden. Das alte Gut Hainhausen mit ca. 300 - 400 ha wurde dabei nahezu komplett aufgesiedet. Die Gemeinde Bökendorf erhielt etwas Land, der große Anteil fiel vor allem an Neusiedlerstellen für 
ostvertriebene Landwirte sowie das Restgut Hainhausen im Besitz des letzten Pächters Heinrich Deitinghoff.

Das Gut Bökerhof in Bökendorf, im Besitz des Freiherrn von Haxthausen, trifft das gleiche Schicksal: Etwa. 200 ha werden an die Gemeinde und ein Restgut vergeben (Fa. August Beckmann).    

Die 7 Ostsiedler der Siedlerstellen stammen aus Schlesien, Ostpreußen und Pommern. Die Hofgröße lag bei 14 bis 20 ha. In dem Wirtschaftsgebäude wurden Kühe und Schweine gehalten. Es entstand eine Kleinsiedlung wie an anderen Orten im Kreis Höxter wie in Eichholz, Brenkhausen u. a.   

Fünf Betriebe davon wurden längere Zeit im Haupterwerb bewirtschaftet:

  • Wagner (Hainhausen Nr. 3)
  • Aufenanger (Hainhausen Nr. 2)
  • Rehberg (Hainhausen Nr. 4)
  • Lemke (Hainhausen Nr. 5)
  • Auf dem Hof Rehberg weihte der damalige Landwirtschaftsminister Heinrich Lübke 1953 persönlich die neue Siedlung ein.   
  • Prasse (Nr. 6)
  • Ferner gibt es Nummern 14 und 16 für ehem. Melker und Nummer 18 / 20 für weitere Personen. 

 In der zu Brakel gehörigen angrenzenden Flur Helle (entlang des Hakesbaches) sind weitere Siedlerstellen entstanden, zum großen Teil für Ostvertriebene. 

 

Das Gut Hainhausen ab 1950

Das Restgut im Umfang von rund 100 ha und den großen Hofgebäuden wurde "Hainhausen Nr. 1". Die Familie Deitinghoff, die aus dem Raum Beckum-Warendorf stammt, erhielt die Anlage. Sie war Ende der 1920-er auf den Hof gekommen. Auf den ersten Deitinghoff, Bernhard-Heinrich Deitinghoff (1903-1953) und dann Otto Deitinghoff (1939-2023). 

Die Angaben im Niekammer Adressbuch für die Landwirtschaft von 1931 lauten wie folgt:
Eigentümer:Graf Busso von Bocholtz-Asseburg; Pächter B. (Bernhard) Vering-Deitinghoff.
Es gehören 413 ha zum Gut. Der Viehbestand umfasste 40 Pferde (!), 66 Milchkühe und 61 Schweine. Ein Motorpflug und eine elektrische Anlage waren vorhanden.

Das Gut war ein intensiv geführter landwirtschaftlicher Betrieb, zunächst noch mit vielen Angestellten. Es wurde zuletzt selbst bewirtschaftet von Otto Deitinghoff mit Pferdezucht, Rinderhaltung und Saatgutvermehrung. Seit etwa 2005 die Ackerflächen verpachtet. Das Grünland bleibt beim Betrieb und wird mit Rindern (Mutterkühe) genutzt.

 

Weiter Informationen aus der Literatur 

Personen im Gesellschaftsverein Club Brakel e.V. 

Folgenden Personen aus Hainhausen sind Mitglied im Gesellschaftsverein Club e. V. Brakel, der von 1837 bis 1942 bestand und das gesellschaftliche Leben der Stadt mitprägte (mit Jahr des Eintritts):

  • 1837 Graf von Bocholtz-Asseburg
  • 1846 Sobbe, Oberverwalter
  • 1849 Sarrazin, Gutspächter
  • 1864 Schonlau, Gutspächter
  • 1889 Pickert, Gutspächter
  • 1894 Arnold Bauermeister, Gutspächter
  • 1906 Paul Bauermeister, Gutspächter (bis ca. 1929)

Quelle Buch Ruprecht Ewald, Geschichte der Stadt Brakel (1925)

 S. 122-128: „Hainhausen mit dem Strange"Das bereits 836 erwähnte Hainhausen gehörten den Klöstern Stift Heerse, Corvey und Brenkhausen. Nach Zwischen 1520 und 1540 ist es im Besitz der Stadt Brakel. Besitz nehmen können. Nach dem Dreißigjährigen Krieg wechselte der Besitz mehrmals zwischen der Stadt und privaten, meist adeligen Besitzern hin und her (..) 1704 hatte man das Gut für 12.000 Taler zurückgekauft und direkt an den Herrn der Hinnenburg (v. Asseburg) , weiter versetzt. 1728 kauft die Stadt den Hof wieder zurück und behielt ihn nur bis 1748.

  • Die eigentliche Bewirtschaftung des Gutes lag in der Hand des Pächters. 1736 war dies ein Mann namens Müller aus Beller, der für jährlich 905 Taler Hainhausen 'mit Zubehör, Ländereien, Wiesen, Baulichkeiten, Brücheren und Büschereien' pachtete. Ab 1742 war es der Brakeler Bürger Ludwig Gieffers, der für 700 Taler Pächter wurde und dies auch bis 1752 blieb.
  • Das Gut konnte sich im 19. Jahrhundert erweitern von 368 auf 456 ha (S. 124). 

Der 230 ha große Strang-Wald liegt zwischen dem Hinnenburger Wald und Hainhausen. Im Norden grenzt er an den Bökendorfer Besitz. Die Urkundenlage ist schwierig und viele spricht dafür, dass er der Villa Hainhausen und weiteren dort gelegenen Siedlungen gehört hat. Um die Holzrechte gab es langen Streit zwischen der Stadt und den jeweiligen Besitzern des Gutes Hainhausen

Im Jahr 1837 verkaufte die Stadt Wald an Graf Dietrich Graf von Bocholtz-Asseburg (1812-1892), der damit „für billiges Geld sein [bereits] großes Gebiet“ erweitern konnte. Dieser Spruch hat sich bis heute gehalten: „Dietrich, schenk ein / Der Strang ist dein“. Er steht symbolisch für ein gutes Geschäft und die besondere Stellung des Adels in vergangener Zeit.

Quelle: Westfalen-Zeitung vom 03.10.1951

 "Minister Lübke bei den Siedlern in Hainhausen - Zeh Höfe werden bald bezogen - Jeder bekommt zwei Pferde, fünf Kühe und zwei Jungsauen,

Nut großem Gefolge wird die Neusiedlung Hainhausehn vorgestellt: 10 "Bauernstellen" seien in Hainhausen vorhanden, von den Siedlern werde große Anstrengungen und wirtschaftlicher Erfolg erwartet. Einrichtungskredite werden zugesichert. Bisher seien 17 Stellen im Kreis errichtet (Hinweis: später werden es ca. 40 im Nordkreis und 60 im Südkreis). Die Wirtschaftsberatungsstelle der Landwirtschaftsschule unterstütze die Siedler. 

Quelle: Beuke, Arnold und Brassel, Dirk  (1999)

"Brakel 1747", Schriftenreihe, Heft 16, S. 17: Zum Verkauf des Guten an Herrn von Pein
Bürgermeister Wechter ('Wächter')sieht im Besitz des Gutes bei der Stadt ein hohes finanzielles Risiko. 'Bei Missernten, Hagel oder Kriegsverwüstung, blieben die Zinsbelastungen weiter bestehen. Für 35.000 Rtl. (gefordert waren zunächst 46.000 Rt.) verkauft die Stadt an den Hofrat von Pein(e), dem schließlich die Auflage gemacht wird, zusätzlich zum Kaufpries den großen Hochaltar für die Pfarrkirche St. Michael zu stiften. Hinweis: Er bildet noch heute das Prunkstück im großen Ostchor der Kirche. - Später gab es Zweifel an der korrekten Buchung des Kaufgeldes, erhoben durch den Frhrn. von Asseburg. Die Modalitäten wurden noch einmal notariell festgelegt. (S. 38).  

Artikel Westfalen-Blatt vom 02.09.2021:

"Siedlung mit besonderer Geschichte - Hainhausen feiert 70-jähriges Bestehen".
Aus dem Inhalt: Schwierige Anfangsjahre als Flüchtlinge: "Man nannte uns sogar Kartoffelkäfer". 2001 feierte man auf dem Hof Aufenanger 50 Jahre, jetzt Feier 70 Jahre mit 40 Personen. Es leben noch 30 Einwohner in den ausgebauten und erweiterten Siedlungshöfen. Das Land der meisten Bauern ist seit langem verpachtet. Der Zusammenhalt über die Generationen wird weiter gepflegt.   

 

Berarbeitungsstand 2024-07