Kurz und intensiv war dieser Auftritt der Großschlachterei in Brakel!

 
1897 wurde die "Dampf-Schweine-Schlachterei" in Brakel an der Nieheimer Straße gegründet. Die Firma ging nach knapp 10 Jahren 1907 in Konkurs und wurde liqudiert. Ein Jahr später, 1908, wurde eine Viehverwertungs-Genossenschaft gegründet um das Geschäft mit den Schlachttieren nicht nur jüdischen Kaufleuten zu überlassen. Es existieren Protokollbücher , die an die Westfleisch gegangen sind.  
 
Auf dem großen und gut gelegenen Gelände siedelte sich 1909 die Metallwarenfabrik Franz Schneider an (Fa. FSB ), die Beschläge, später Türlklinken und Schlösser herstellt.

Im Heft 18/2004 der Brakeler Schriftenreihe "Beiträge zum Jubiläumsjahr der Stadt Brakel" von 2004 gibt Schwester Apollinaris Jörgens im Beitrag "Eine neue Zeit bricht an" interessante Einblicke in den Fabrik verbunden mit dem Streit um Abstand und Auflagen aus der Sicht des nahe gelegenen Klosters Brede.
 
Im Jahr 1897 entsteht die Westfälische Dampfschlachterei als  AG mit 110.000 Mark (später 155.000) Kapital und 161 Aktionären aus der Reihe großer Güter, Verwalter, großer Höfe. Ziel ist es  1.000 Schweine im Monat zu schlachten und verarbeiten. Das Gelände ist 1 Hektar groß, etwa die Hälfte wird bebaut. 

 
Im Lauf des Genehmigungsverfahrens werden mehrere neuralgisch Punkte benannt. Die Bauaufsicht fordert Entlüftungen, Klappfenster und eine Kläreinrichtung für Abwässer sowie Transportwagen für Abfälle u. a. Später noch eine Halle für das Be- und Entladen der Frachten. Ein 35 m hoher Schornstein soll den Rauch verteilen.   
 
Das Kloster Brede mit der Oberin Schwester Philomena Blattner (vertreten bei Verhandlungen durch Kaplan Gabriel) bringt diese Argumente vor: Auf der Brede wohnen 111 Personen mit Schulbetrieb und erholungsbedürftigen Nonnen und es gibt einen Kindergarten.
 
Als Argumente werden aufgeführt:
  •  Lage im Westen,
  •  Entferung Häuser 200 m Luftlinie
  •  üble Gerüche, Rauch
  •  Lärm durch Tiere und Fahrzeuge
  •  Die Kläreinrichtung befindet sich praktisch neben der Laube im Park. Parknutzung wird dadurch sehr eingeschränkt.
  •  Die Abwassereinleitung kurz oberhalb der Waschsstelle und des Badehauses der Brede, mit Bleichplatz
  •  Sorge um die allgemeine Hygiene (Ungeziefer, Krankheiten)
 
Die Stadt Brakel weist den Einspruch zurück (!) und auch der Kreis Höxter (Kreisausschuss) stellt fest: "Die Genehmigung ist zu erteilen".

Schließlich wird das zuständige Ministerium Berlin eingeschaltet und dies fordert für den Betrieb die Einhaltung von strengen Auflagen und regelmäßige Überprüfungen. - Ein toller Erfolg: Das Kloster Brede war seiner Zeit weit voraus und hat einen zeitgemäßen Schutz von Wasser und Luft durchgesetzt!
 
Die erste Betriebsbilanz im Oktober 1898 besagt, dass 1.960 Schweine und 133 Stück Großvieh geschachtet worden sind. Dabei wurde ein Verlust von 53.600 Mark eingefahren bei Einnahmen von lediglich 242.000 Mark.

Jetzt kommen Sachverständige ins Spiel, diese stellen eine manngelhafte Qualität der Ware fest. Das Konkursverfahren im Jahr 1900 kann abgewendet werden durch die Einstellung eines neuen technischen Leiters. 1903 gibt es ein Umweltproblem mit dem Fett. In Brucht werden Ablagerungen an mehreren Stellen festgestellt. Letztlich kann der neue Leiter die Schieflage der Produktion nicht abwenden und  der Konkurs erfolgt 1907. - Die Anleger haben vielleicht noch ein Drittel ihrer Einlagen erhalten. 
 
 
 
CCI09022019 0001   CCI09022019
 "Luftlinie 200 m" steht da!
Beide Zeichnungen aus Heft 18/2006 Brakeler Schriftenreihe.
  Die Anlage der Großschlachterei. Das Haus mit Dampfmachine stand wohl oberhalb.