Helmut Benz (1940-2024), ehemaliger Lehrer in Beverungen mit viel Neigung zu Kunst (er hat 2017 einen großen Garten am Wildberg zu einem Kunstpark verwandelt), hat im Jahr 2015 ein bemerkenswerte Bestandsaufnahme vom 750 Einwohner großen Dorf und seinen Bewohnern gemacht. Zahlreiche Personen haben einen Beitrag gesendet (mit Fotos) über das Wohnen und Leben auf dem Land geschildert.
Darunter ist auch der Beitrag von Heinz Winkelheide (1931-2019): „82 Jahre Heinz Winkelheide mit Exkurs über 40 Jahre in der Landwirtschaft oder 50 Jahre Leben für und mit der Zuckerrübe“ S. 76-79. Daraus folgende Informationen:
Er (ohne Hof-Hintergrund) verbracht Jugend und Ausbildung in der Landwirtschaft im Raum Warburg. Dort lernte mehrere Gutbetriebe kennen, und später auch das Gut Merlsheim (von und zur Mühlen, zu Bad Driburg gehörig) mit Herrn Johannes Waldeyer, den er als „superdynamischen und impulsiven“ Landwirt und Verwalter kennenlernt. Herr Waldeyer war von 1948-1972 stellvertretender Vorsitzender des Saatbauveins Altkreis Höxter. 1955 kommt Winkelheide zur Wolff-Metternich’schen Gutsverwaltung Wehrden und Amelunxen, deren Leitung der Landwirtschaft er 1973 übernahm. Es wird zunächst ein großer Kuhstall gebaut und produziert, was ging. Um 1970 setzten sich zunehemnd eine rein betriebswirtschafte Betriebsführung durch. Die Kühe werden wieder abgeschafft und die rationelle Betrachtungsweise im Ackerbau und zur überörtlichen Beratung setzen sich durch.
Die Deckungsbeitragsrechnung hält Einzug und der "Arbeitskreis für Betriebsführung Ostwestfalen" wird 1967 von der renommierten betriebswirtschaftlichen Beratung in Münster gegründet. Darin versammeln sich führende Betriebe zum Erfahrungsaustausch, zur besichtigung und zur Entwicklung weiterführender Anbauverfahren.
Die Unterstützung der Landwirtschaftskammer sieht er auch kritisch als weisungsgebundene Beratung. „Von Spionagesatelliten wird der Anbau auf den einzelnen Schlägen kontrolliert“. Deshalb so folgert er augenzwinkernd, spreche die Bäcker gerne heute von Getreide aus kontrolliertem Anbau als Qualitätsmerkmal für Getreide.
Die Zuckerrübe ist Leidenschaft. Ihr Anbau versüßte die meist recht schlechten Einnahmen früher und noch mehr heute.
- Er beschreibt die Aussaat mit herkömmlichen Drillmaschinen, das aufwändige Vereinzeln auf dem Feld und die Entwicklung von Monogermsaatgut in Form von Rübenknäueln. Die Pillierung des später einkeigen Samens brachte endlich den Durchbruch zu einer gezielten Aussaat von 8b bis 9,5 Pfl/m2. Das "gute Händchen" für anschließende Herbizidstrategie mit einer kleinen Auswahl von selektiven Herbiziden gehörte dazu. Der Rübenanbau wurde hohe Schule des Ackerbaus und Stolz der Betriebsleiter.
- Ebenso entwickelte sich die Erntetechnik der Zuckerrübe. Von der Köfpschüppe über den einfache Rübenroder, der immer noch viel Handarbeit zum Haufensetzen und Verladen verbunden war. Es wurden Rübensammeltrommeln erfunden, bis endlich die Geburtsstunde des Vollernters geschlagen hatte. Über den Einreihen-Roder zum Zweireihen-Roder kam endlich die Wundermaschine des sechsreihigen selbstfahrenden Rübenroders.
- Stolz ist Hein Winkelheide, mit ständigen Anbauversuchen unter Praxisbedingungen und Erfindungen zu dieser erstaunlichen Entwicklung beigetragen zu haben. Erstaunlich perfektioniert habe sich auch die Anfuhr zur Zuckerfabrik. Wehrden war (noch vor Corvey) einst größter Rübenanbauer für die Zuckerfabrik Warburg.
Das System Schlagkartei begann mit einfachen Karteikarten, in der jede Maßnahme eingetragen wurde - mit Datum und genauen Mengen. Wehrden hatte damals mit Ameluxen 48 Schläge unterm Pflug. Für eine optimale umweltschonende Bewirtschaftung war das die wichtigste und unersetzliche Grundlage. An der Entwicklung der modernen Schlagkartei hat Heinz Winkelheide wesentlich mitgewirkt, schreib es stolz und selbstbewusst. Bis zum Schluss verfolgte er interessiert und aufgeschlossen die Entwicklung der Landwirtschaft.
Literatur
- Helmut Benz (2015): Unser kleines Dorf Wehrden – Interviews, Sachtexte, Gedichte, Gedankenspiele. Eigenverlag
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