Aus Neue Westfälische v. 09.05.2016:
I. Das Thema Landwirtschaft in Brakel ist ein Thema von Interesse, aktuell und historisch
1. Brakel liegt im ländlichen Raum
Der ländliche Raum ist im Wandel begriffen
NRW ist ein starkes Agrarland und Brakel ist Zentrum der Landwirtschaft im Kreis Höxter
Brakel hat 2.200 LF ha in der Kernstadt, 9.000 ha insgesamt. Das sind 14 % der Landwirtschaft des Kreises.
Es hat Struktur und Vielfalt: kleine, mittlere, große Betriebe und Güter. Es gibt Ackerbau-, Milchvieh-, Mastschweinebetriebe und einige Biogasanlagen. Dazu gleich mehrere Pferdebetriebe.
=> Brakel und Landwirtschaft, da gibt es etwas zu berichten!
2. Landwirtschaft ist immer wieder ein Thema, leider oft mit Schlagzeilen
Strukturwandel, Massentierhaltung, Monokultur, Überdüngung (vgl. Emmer 2015/16)
Gift im Essen, Glyphosat-Verbot
Einfluss der Medien, besonder kritisch der WDR
3. Agrarkrisen häufen sich, Herausforderungen stehen an
Schwankende Erzeugerpreise, Anforderungen, ernsthafte Preismisere bei Milchviehbetriebe
Verbraucherverhalten, der Einkauf im Supermarkt, die Wertschätzung der Lebensmittel
=> viele Landwirte werden nachdenklich und manche denken: „Dieser Weg führt in die Katastrophe der bäuerlichen Landwirtschaft“ (Wochenblatt-Leserbriefe).
4. Die Landwirtschaf ist heute anders als früher?
Der technische Fortschritt ist enorm. Beispiele 2016: Blütenspritzung Raps mit großen Sprizen. (Biogas-) Gülle fahren in tankzügen, Silomais-Ernte mit Erntewagen im Minutentakt
=> In der Bevölkerung besteht der Wunsch nach mehr Wissen und den lokalen Verhältnissen
II. Die Landwirtschaft in Brakel hatte viel aufzuholen
1938 / 1948 feste Betriebsstrukturen und Abgabelisten der Erzeugnbisse bis 1948/50
Umstellung auf Produktionsschlacht, danach Spezialisierung und Intensivierung (Marktordnungen, Agrarreform)
Arbeit4en in beengter Innenstadt-Lage mit viel Transport, mit Gerüchen und Verschmutzung
Erst 9 Betriebe in der Feldflur (Feldmark) ausgesiedelt, dann + 2 von 1948, dazu einige Randerweiterungen (Heinefelder, Am Schützenanger)
Aber noch rund 30 Höfe sitzen in der Stadt (Neustadt, Ostheimer Straße, Thy usw.)
10 Betriebe geben die Landwirtschaft auf, 20 Betriebe siedeln in den Außenbereich die Namen s. Liste.
=> Der Rückstand wendet sich zum großen Fortschritt - in Verbindung mit der Neuordnung der Flur
III. Brakel: Von der Ackerbürgerstadt zu modernen Stadt
Brakel entwickelt sich sprunghaft: 1925 = 6.000, 1965 = 7.500, 2000 = 10.500, 2015 = 9.600 Einw.
Zielplanung 1965 = 15.000 Einwohner in der Kernstadt! Brakel gesamt 2000 = 17.900 / = 16.700 (2015) Einw.
Einrichtungen: Schulzentrum Am Bahndamm, Schulen Klöckerstraße, Krankenhaus, Sportanlagen
Gewerbegebiete: Königsfeld/Imdustrioestraße, Warburger Straße, Planbeschluss Rieseler Feld
Große Wohngebiete am Stadtrand: Weststadt, Heineberg, Hembser Berg, Weitlandweg, Galgenberg
Militär: Kaserne und Nato-Siedlung Lange Wanne
Verkehrsführung: Umgehung B 252 und B 64
=> Mit der Urbanisierung ging viel Fläche geht verloren. Der Landverbrauch hält an.
IV. Die Landwirtschaft in Brakel bekommt neue Strukturen nach dem Weltkrieg
1. Bodenreform-Projekte in Brakel: Aufsiedlung von Gut Hainhausen und Teilen von Gut Schäferhof, ca. 400 ha. Vgl. andere Siedlungen für Vertriebene in Eichholz, Schönthal, Deppenhöfen
2. Große allgemeine Aussiedlungswelle durch Landsiedlungsgesellschaften und Amt für Agrarstruktur. 'Dle Höfe entstehen in Standardbauweise, keine Ausrichtung auf Viehzweige
3. Große Flurbereinigung für die B 252 neu von 1972 als Glücksfall
Gleichzeitig Strukturverbesserung, Flächenausgleich von 200 ha Gut Hembsen, Mansholt-Plan-Vorstellungen, Bewirtschaftungseinheiten
4. Es entstehen 4 Ortsbereiche/Neu-Bauernschaften in Brakel:
Helle / Modexen / Brakel-Ost / Brakel-West
V. Landwirtschaftliche Betriebe: Zahlenspiele und Entwicklungstrends
1948 50 HE + x NE = ca. 100 Betriebe über 5 ha insgesamt
19 95 40 Insgesamt
2000 35 Insgesamt
2015 30 Insgesamt
2025 20-25 Insgesamt
Trends seit 2000: Generationswechsel auf vielen Höfen. Die Flächen werden nach außerhalb verpachtet. Biogasanlagen sind ein starker Wirtschaftsfaktor und bringen Großlandwirtschaft mit sich. Wieviel Spezialisierung Milch, Schwein, Ackerbau, Bio ist vorhanden? Die Landwirtschatkammer spricht seit 2010 von neuen Betriebsgrößen wie 200 Milchkühen, 300 Sauen oder 3.000 Mastschweinen, um ein ausreichendes Einkommen zu erzielen. Die Zukunft liege im "erweiterten Familienbetrieb".
=> Die Höfe werden bemerkbar weniger!
VI. Brakel als Zentralort für Landwirtschaft: Sind auch landwirtschaftlichen Einrichtungen vom Strukturwandel betroffen?
Landwirtschaftliche Fachschule bis 1996, Berufsschule in Paderborn
Landwirtschaftskammer NRW (Fusion Westfalen-Lippe und Rheinland 2003), 2006: Kreisstellen HX-LIP-PB in Brakel, Bohlenweg 3
WLV-Verband: Umbau neue Geschäftsstelle 2014/15
Versammlungen in der Stadthalle Brakel (300-600 Personen)
Handel: Agravis-Kornhaus und Zentralverwaltung für Region, neu 2016: Agravis-Technik im Rieseler Feld
=> Die Landwirtschaft ist ein starker Wirtschaftsfaktor für Brakels
VII. Umgestaltung, Neugestaltung der Landwirtschaft, ein Fazit
1. In Brakel hatte einen gut strukturierten selbstbewussten westfälischen Bauernstand
2. Die zahlreichen Aussiedlungen und Flurbereinigung briachten einen Entwicklungsvorteil
3. Nebenerwerb ist vorhanden, aber meist werden ganze Betriebe verpachtet, vorwiegend nach außerhalb
4. Die drei Biogasanlagen (2001, 2009, 2013) setzten nachhaltige Akzente auch mit Fernwärme
5. In der Umgebung von Brakel gibt es spezialisierte Betriebe mit großen Strukturen, auch in der Tierhaltung
6. Sonderwege/Nischen sind kaum ausgeprägt: Es gibt einen Biobetrieb mit einfachem Hofladen
8. Mit dem laufenden Generationswechsel werden weitere traditionelle Betriebe und Namen enden
=> Die praktische Landwirtschaft ist rückläufig und verliert an Bedeutung in Brakel. Was sind die Strukturen der Zukunft?
Dr. Albert König (1998 in Festschrift) hebt die Existenzsicherung und Wertsteigerung der Betriebe hervor. Er würdigt auch die Zusammenarbeit mit Behörden und insbesondere der Stadt Brakel.
Dr. Josef Lammers (1998 in Tierschaukatalog) sieht zunächst eine erfreuliche Entwicklung, mit Sorge blicht er auf einen Rückgang bei der Tierhaltung und ruft dazu auf, unternehmerische Junglandwirte zu stärken
Bernhard Junker (1998 in Buch Volksbank) erwartet ein beschleunigtes Höfesterben. er sieht die Landwirtschaft einem enormen Druck ausgesetzt, sodass in 20 Jahren (ca. 2020) nur noch etwa 100 Betriebe wirtschaften werden. Die Wachstumsschwelle liege nicht weit von 100 ha. In einigen Ortsteilen wird es keine Haupterwerbsbetriebe mehr geben. Brakels Funktion als Zentralort werde geschwächt.