Von den Anfängen über eine Blütezeit zur neuen Situation 

Die Saatgutvermehrung umfasst die Erzeugung und Vermarktung von hochwertigem Saatgut. Sie ist an gute natürliche Standortbedingungen, Feldhygiene und Lagerung des Ernteguts gebunden und auf ein Verständnis für Züchtung auf Vermehrerseite.

Die Bördelagen des Kreises Höxter in Verbindung mit vielen Gutsbetrieben bildeten so die Grundlage eines bedeutenden Wirtschaftszweiges des Ackerbaus. Die beiden Altkreise Höxter und Warburg wurden in gewisser Weise Hochburgen für den pflanzenbaulichen Fortschritt.

Es gilt der Grundsatz, dass nur gesundes und reines Saatgut die Basis der hoher Erträge und einheitlicher Qualitäten bildet. Die Erkenntnisse werden aus Düngungs- und Anbauversuchen gewonnen. Hinzu kommt, dass regional erzeugtes Saatgut schon eine gewisse Anpassungsfähigkeit an die Klima- und Standortbedingungen mitbringt. Mit zunehmender Globalisierung wurde diese Bedeutung geringer.

  

Entwicklung Vermehrungsflächen und Vermehrungsbetriebe

Was 1908 mit 129 ha Frucht im ganzen Bezirk Paderborn begann, wurde bald ein echter Wirtschaftszweig. Die Vermehrungsfläche erreicht ab etwa 1.000 Hektar. Es wurden auch Kartoffel und Zuckerrüber vermehrt. Mit den steigenden Erträgen sank die Vermehrungsfläche auf 500 ha ab der 1980-er Jahren in 50 bis 60 Vermehrungsbetriebe.

Nach dem Jahr 2000 sank der Vermehrungsanbau auf 250 ha (in Paderborn auf 150 ha) in noch ca. 20 Betrieben. Daran waren die großen Vermehrungen im Stammland vieler Züchterhäuser schuld ebenso wie die Einführung der Nachbaugebühr 1997. - Aus einer großen Gemeinschaftsbewegung sind Einzelkämpfer vor Ort geworden. 


Zwei Besonderheiten bereichern die Saatgutvermehrung in unserer Region

  • Die Nähe zur DSV-Saatzuchtstation mit Sitz und Lippstadt und der Zuchtstation in Salzkotten-Thüle. Die Zuchtstation war lange eine Hochburg der Rapszüchtung (Entwicklung von 00-Sorten und Hybridraps) und erfolgreiche Züchter von Futtergräsern und Gräser für Mischungen. - Im Kreis Lippe ist es die Nähe zur Saatzucht Borries-Eckendorf in Leopoldshöhe.  
  • Die Bildung eines starken Zweiges für Öko-Landwirtschaft im Hochstift. Diese dürfen kein gebeiztes Saatgut verwenden und müssen nach anderen Bedingungen erzeugen. Durch die Vielfalt der Fruchtfolge werden auch Kulturarten wie Leguminosen, Futtergräser usw. vermehrt. Vgl. Webseite Bio-Saatgut Jacobi

Das Saatgutgesetz von 1953 und eine feste jährliche Preisbindung  regeln die Kostenseite für einige Zeit. Denn zertifiziertes Saatgut ist teurer als eigener Nachbau und die Kosten müssen vom Abnehmer aufgebracht werden.     

 

Literatur

Jahresberichte der Saatgut-Anerkennungsstelle der Landwirtschaftskammer NRW in Köln-Auweiler