Nach dem zweiten Weltkrieg übernahmen die Militärregierungen die Verwaltung der Städte und Länder. Viele Ursachen führten zu einer ernsten Ernährungskrise. Da gab es einen natürlichen Unterschied zwischen ländlicher bzw. bäuerlicher und nichtbäuerlicher Bevölkerung. Leute aus der Stadt unternahmen Hamstertouren in überfüllten Zügen, um an Lebensmittel zu kommen.


Die Jahre 1945 bis 49/50 sind folglich durch umfangreiche Zwangsbewirtschaftung gekennzeichnet.


Der Jahrhundertwinter 1946/47 und der folgende Tropensommer 1947 verschärften die Situation empfindlich. Heizmaterial war knapp und die Wohnungsnot gravierend. Einer erwachsenen Person standen nur 10 Quadratmeter Wohnraum zur Verfügung.


Versorgungskrise und Landwirtschaft


In einem Land, dessen Infrastruktur zusammengebrochen war und dazu in Ost und West geteilt worden war, kam es zwangsläufig zu Versorgungschwierigkeiten. Handelsdünger standen nicht mehr ausreichend zur Verfügung. Im Osten waren die großen Saatgutunternehmen beheimatet. Es kam zu einem Ertragsrückgang von 25- 33 % gegenüber den 1930-er Jahren.


Der Reichnährstand wurde aufgelöst und nun übernahmen andere Beamte deren Aufgaben. Die waren im Grunde überfordert, die strengen Vorgaben der Militärregierung auszuführen und so gab es viele Grauzonen und ein Schwarzer Markt entstand. Der freie Markt war aufgehoben und es wurden große Anstrengungen untergenommen, um die Bevölkerung zu ernähren. Ein Normalverbraucher erhielt 1000 Kalorien täglich, das deckte knapp die Halte des Bedarfes. Lebensmittelrationen in Form von Kartoffeln, Brot, Fett, Käse, Fleisch und Zucker wurden zugeteilt.


Bei den Bauern gab es Schwarzschlachtungen und Hinterziehung von Erntemengen. Andererseits gab es auch rigorose Bestrafungen beim Lebensmittelhinterziehungen. Ein Bauer, der ein geschlachtetes Schwein unter Stroh versteckt hatte, kam ins Gefängnis. Das konnte nur mit guten Beziehungen verhindert werden.


Hungerkriminalität und das Hamsterwesen waren die andere Seite der Medaille. 


Es war auch die Zeit, als die Gärten als Nutzgärten zur Versorgung beitrugen. 15 Quadratmeter konnten schon den Jahresbedarf einer Person an Kartoffeln decken. Außerdem gab es Geflügel, Hasen und auch "Keller-Schweine" in vielen Haushalten. Gegen die Fettnot wurden Bucheckern im Wald gesammelt: 6 kg reichten für einen Liter Öl.

Zur Selbstversorung passt auch dieser Chronikeintrag aus Godelheim (1946/47): 

"Die Männer vermissten den Tabak und den Alkohol. Doch war auch hiergegen ein Kraut gewachsen. Jeder Raucher hatte im Garten seine Tabakpflanzen stehen. Obwohl man sich nach Kräften Mühe gab, blieb das Erzeugnis doch 'Eigenheimer'. Der Alkohol konnte mittels eines besonderen Verfahrens aus Zucker, Zuckerrüben und Korn gewonnen werden. Leider ist hiervon mehr als angebracht Gebrauch gemacht worden und wie aller Ersatz war auch dieser mit Nachteilen verbunden."



Das Hamsterwesen

Aus dem Ruhrgebiet kamen überfüllte Hamsterzüge auch in unsere Region. Leute kamen mit Geld- und Tauschwaren, um die Hungernot zu lindern. Manche Bauern könnten sich die Kuhställe mit Teppichen tapezieren, so eine Volksmeinung.

Ende der Zwangsbewirtschaftung

Ab 1948 kamen auch Importe vor allem aus Amerika (nach guten Ernten dort) ins Land und wurden wirksam. Die Ernährungsämter wurden 1950 geschlossen. Solange gab es die Zuteilungen von Lebensmitteln und auch von Bekleidung, Schuhen. 


Hier geht es zu einem Artikel der NW v. 24.12.2016: „Erinnerungen an den Hungerwinter 1946/47“. Zeitzeugen aus Vörden erzählen vom Hamsterwesen, Schwarzschlachten und dem Sack Kartoffel hinter der Deelentür.