Aus: Neue Westfälische v. 08.03.1993
Ehemalige Erzeugergemeinschaft „Energie- und Industriepflanzen OWL“
Vorsitzender: Johannes Potthast, Marienmünster-Hohehaus
Geschäftsstelle: Kreisstelle der Landwirtschaftskammer in Brakel
Gründung: 1993 in Brakel mit 82 Mitgliedern
Einzugsgebiet: Die Region Hochstift PB und angrenzende Gebiete
Vorstand
- Johannes Potthast Hohehaus (Vorsitzender)
- Friedrich Dahl, Helmern
- Udo Engemann, Peckelsheim
- Stefan Beringmeier, Ostenland
- Albert Loges, Stahle
- Josef Wibbeke, Dahl
- Hans Büttner, Abtei Marienmünster
Mit Unterstützung durch Landwirtschaftskammer und WLV-Verband: (Herbert Schäkel, Unternehmensberater der Landwirtschaftskammer Kreisstelle Höxter und, Werner Lödige Steinheim u. a.).
Das Umfeld für Landwirtschaft und Energie
Anfang der 1990er Jahre waren vom Überschuss an landwirtschaftlichen Produkten geprägt. Der moderne Anbau und die Tierhaltung profitierten von den Neuerungen auf allen Ebenen der Produktion. Die Agrarpolitik der EU führte die Zwangsstilllegung von Ackerflächen zur Produktionsminderung ein - ab 1993 mit der für alles Betriebe üb er 15 ha. Mindestens 15 Prozent mussten stillgelegt werden, d. h. als die diensten als Brachfläche oder wurden begrünt oder es wurden Industriepflanzen angebaut.
Damit waren auch wichtige Umweltaspekt verbunden:
- Ersatz fossiler Energie durch Erzeugung von Energie durch Pflanzen
- Reduzierung von CO2 und Klimagasen (Ozonloch)
- Verwendung von Bio-Schmierstoffen und Hydrauliköl in wassersensiblen Gebieten
Folgende Pflanzen kamen hier zum Einsatz zur Erzeugung von Non-Food-Produkten
- Getreide (als Ganzpflanzenverwertung, auch als Brennstoff für Heizung)
- Getreide (zur Herstellung von Stärkeprodukten)
- Rapsöl als Treibstoff für Motoren bzw. als Beimischung zum Benzin
Noch heute werden bis zu enorme Mengen von aufbereitetem Palmöl, Sonnenblumenöl und von Altfetten dem Diesel und Benzin beigemischt. Der Anteil von Raps liegt bei knapp 8-10 Prozent (2020).
Besonders die Energieleistung der Pflanzen war beachtlich
- 1 ha Raps ersetzt 1.000 Liter Heizöl
- 1 ha Getreide ersetzt 5.000 Liter Heizöl
Dass Ganze war zunächst steuerlich begünstigt (0,20 DM/l Steuereinsparung). Getreideöfen sind bis heute ein Nischenprodukt, weil die Technik sich auf Holz spezialisiert hat, das den Markt beherrscht.
Hochphase der Entwicklung
Die Erzeugung sollten den landwirtschaftlichen Familienbetrieben eine Einkommensperspektive eröffnen. Das Anbaupotential war enorm mit vielen 1000 Hektar und das Schlagwort von den „Ölfeldern der Zukunft“ machte die Runde. Das brachte die anderen Markpartner, die Ölmühlen, die Brennstoffindustrie auf den Plan. Sie gewannen bald die Oberhand, politisch unterstützt.
Mit Verträgen bei Handel und Erstverarbeitern und komplizierten Abrechnungen kam die Erzeugergemeinschaft an den Start. Nach 5 bis 6 Jahren war der Boom bereits zu Ende.
Bilanz
Die Bewegung waren Pioniere auf dem Gebiet der Erzeugung von nachwachsenden Rohstoffen. Sie kam zu früh, noch bevor sich Verarbeitung und Technik auf die neuen Herausforderungen eingestellt hatten.
Heute (2020) wird das Thema unter dem Aspekt Klima neu aufgerollt über. Neben dem allgemeinen Einsatz von Nachwachsenden Rohstoffen bekommt die CO2-Einsparung neue Bedeutung. In Rechenbilanzen kann durch Bodenbearbeitung, manchen Anbaufrüchten und weiteren Maßnahmen Kohlendioxid eingespart werden und analog der CO2-Steuer vergütet werden.
Hinweise
Die UFOP (Union zur Förderung von Energie- und Proteinpflanzen) mit Sitz in Berlin begleitet und gestaltet bis heute die Rahmenbedingungen (Züchtung , Anbau, Marktbeobachtung und Politik)
Aus der Lokalpresse
NW v. 08.03.1993: Erzeugergemeinschaft im Kreis gegründet
NW v. 26.07.1993: Öl aus deutschen Landen
NW v. 11.08.1993: Die Ölfelder von Ostwestfalen-Lippe