Landwirtschaft – quo vadis?
Lothar Kriszun, 30 Jahre Manager in der Führungsetage der Fa. Claas, hält den Festvortrag auf dem Wirtschaftstag 2017: „Innovationsfelder- Moderne Landwirtschaft als Schlüssel zur Sicherung der Welternährung“ ist sein Thema.
Er erklärt, warum Landwirtschaft so wichtig ist, warum der (faire) Handel ein Garant der Stabilität ist und warum der Mensch im Mittelpunkt der Unternehmensphilosophie der Firma Claas steht. Interessant ist sein Exkurs vorweg zum Markt der Landtechnik: Zwar gibt es ein globales Wachstum der Branche von 5 % jährlich, aber mit großen Spannen. Seit 2014 bleibt zu wenig bei den Bauern und sie investieren nicht mehr umfangreich. Sprünge von jährlich 25 Prozent von Jahr zu Jahr kann man nur mit verständisvollen Mitarbeitern bestehen.
Der Kern der Rede zielt auf die Bevölkerungsentwicklung und die Rolle der Landwirtschaft für die Ernährung der Menschen. Kriszun redet anschaulich und bringt interessante Beispiele: Der Wissenschaftler Thomas Malthus sagte um das Jahr 1800 voraus, dass mit steigender Weltbevölkerung Verarmung, Krankheiten, Kriege usw. auftreten würden, die wieder zu einer Regulierung (auf das Ausgangsniveau) führen würden. Er konnte natürlich die Explosion der Landwirtschaft seitdem und den technischen Fortschritt nicht vorhersehen. In der Landwirtschaft sind es diese Stufen: Mechanisierung – Saatgut/Pflanzenschutz - Professionalisierung – Farming 4.0.
Eindrucksvoll sind aucvh diese Zahlen: 1970 gab es 3,5 Milliarden Menschen und rein rechnerisch blieben 3.800 Quadratmeter für ihre Ernährung eines Menschen. 2016, also heute, sind es 7,5 Milliarden Menschen und noch 2.000 Quadratmeter je Kopf. 2050 werden es 10 Milliarden sein und es bleiben nur 1.400 Quadratmeter je Mensch! "Wir schaffen das", sagt der Technikfachmann, "und zwar mit der Landwirtschaft 4.0, einem alle erreichenden Handel und einer dem Erdteil angepassten Technik". Nächste Schritte seien eine Effizienzsteigerung mithilfe der Datencloud und die intelligente Vernetzung von Abläufen. – „Nur so werden die Felder dieser Welt zu Innovationsfeldern“, so sein Schlusssatz.
Hier noch vier weitere Aspekte von besonderer Aussagekraft:
Zum Ernährungsverhalten: Die Amerikaner brauchen derzeit 5,3 Welten für ihre Lebensweise, wir Deutschen 2,5, China 0,9 und Malawi 0,4 Welten. Ziel ist möglichst 1.0, also eine Welt. Aber wegen der unterschiedlichen Ertragsfähigkeit der Großregionen ist ein Ausgleich notwendig.
Bei Mähdreschern ist Claas bekanntlich Markt- und Technologieführer. Dazu diese Zahlen: Eine Schnittbereite von über 10 Meter, 1 Tonne Ernetgut in einer Minute, 15 Kubikmeter Erntetank, Gesamtgewicht 40 Tonnen. Dank Bereifung bzw. Terralaufwerk werden die Lasten ohne Bodenschäden bewegt. Terralaufwerk (Gleisketten) seien weltweit bei Neugeräten zu 70 Prozent im Einsatz.
Zum seinem Unternehmenserfolg sagt Helmut Claas (1926-2013): „We don’t have a secret, just good ideas und motivated people.“ (Wir haben kein Geheimnis, lediglich gute Ideen und motivierte Menschen).
Ein paar Daten zur Unternehmensgeschichte: 1913 in Harsewinkel gegründet mit der Produktion von Mähbindern. Claas hatte den mechanischen Knotenbinder erfunden. 1936 gehen die ersten Mähdrescher in Serie. 2003 steigt Claas in die Schlepperherstellung ein (Kauf der Renault-Schlepper, Frankreich). Kennzeichen der Maschinen: Farbe "saatengrün":
Nachtrag:
2018: Kriszun erhält den französichen Orden für Verdienste um die Landwirtschaft, den Ordre du Mérite Agricole
Der Redner bei seinem Vortrag mit Präsentationsfolien (Foto: Paul Wintermeyer) |
Der Präsentkorb mit regionalen Produkten | |
Werbebanner mir Mähbinder von 1913, die Stammtischfahne von FJ Middeke, Alhausen |