Die Domäne Hardehausen ist ein Beispiel für das Auf und Ab, Hin und Her von großen Gütern. Die Verhältnisse werden ausführlich beschrieben in dem Buch „Hardehausen nach 1803“ von Dr. Konrad Schmidt, dem Rektor der Landvolkhochschule (1992-2011). Hardehausen ist die einzige Staatsdomäne im Altkreisen Warburg.

Grundbesitz

Der Grundbesitz Flächen Landwirtschaft (ca. 300 ha) wird in eine Staatsdomäne umgewandelt, für den Wald (ca. 1.900 ha) wurde ein eigenes Forstamt eingerichtet.

Interessant die Auflistung von Flächen und Lehnsverhältnisse:

  • Acker ca. 200 ha, Grünland ca. 100 ha.
  • 2 Mühlen
  • 181 Spanndiensttage
  • 1.210 Handdiensttage

 

Administratoren (Pächter)

  • 1804-10 Hofkammerrat Wahnschaffe aus Peckelsheim (er war vorher schon Verwalter)
  • 1810 Herr von Rüxleben (vermutet)
  • Amtmann Isenbarth mit Konkurs 1821
  • 1822 Erbpacht für Brüder Langenheim, Überschuldung und Zwangsversteigerung

Episode als Rittergut

  • 1838-1900 Hardehausen in Privatbesitz, zeitweise als Rittergut
  • 1838-48 Graf von Merveldt mit Oberverwalter Theodor Bang
  • 1856-64 Gutsbesitzer Theodor Bang, Hardehausen
  • Danach rasche Folge wechselnder Eigentümer: Struckmann, Klepp, Graf von Wydenbrück, Cohen, Bellingrath1

1900-1960 Zweite Domänenzeit

Das Gut war hoch verschuldet und es kam zur Zwangsversteigerung

Land Preußen stellte Überlegungen für ie Einrichtung als militärisches Genesungsheim, als Lungenheilanstalt. Schließlich wird eine Staatliche Erziehungsanstalt für Jugendliche eingerichtet. 1902 - 1927. Die Annstalt wird evangelisch geführt. 

Aus dem Wirtschaftsplan zu Übernahme des Gutes Hardehausen als Domäne wurde ein Wirtschaftsplan für Acker und Grünland (Buch S. 277-79) erstellt mit Fruchtfolgeplanung, Viehzucht mit Futtermitteln und weiteren Ausgaben mit einer Bilanz (Gewinn/Überschuss 10.335 Mark)

Daraus die verwendeten mineralischen Düngemittel

Superphosphat

Phophor-Dünge aus natürlichem Kalziumphosphat erzeugt mit hohem Anteil wasserlöslichem Phosphpat (ab 1850)

Thomasphophat

oder Thomasmehl. Phosphor-Dünger als Nebenprodukt der Eisen- und Stahlherstellung aus phosphatreichem Erz (Thomas-Verfahren). Seit 1880-er Jahren

Salpeter

Stickstoff-Dünger: Früher aus N-haltigen Abfällen gewonnen, ab 1880 ca. aus Südamerika, dann synthetisch hergestellt

Kainit

Kalium-Dünger aus natürlichem Bergsalz ab ca. 1880


Es kommen drei Administratoren in nur 12 Jahren: Carl Meyer. R. Maetens, Langhardt. Die Bewirtschaftung war nicht einfach!

Danach kommt Fam. Schwerin (Friedrich, Ottilie) von 1912-30. 

1927-38 Das neu gegründete Zisterzienserkloster erhält knapp 40 ha.

 

1912 Die Familie Paal wird Pächter

Theodor Paal (1855-1929) wird Domänenpächter und leitet eine neue Ära ein, die bis 1990 dauert. Sein Sohn Eduard (1894-1983) folgt ihm 1939 nach. Damals heißt es in der Begutachtung, „der Pächter steht [nach Wirtschaftskraft] unstreitig mit einem anderen Pächter zusammen an der Spitze der in Westfalen vorhandenen Domänen und Stiftsgüter“. Die Familie wirtschaftet sehr gut und Hardehausen wird ein anerkannter vorbildlicher Domänenbetrieb. Hervorgehoben werden Züchtungsarbeit auf verschiedenen Gebieten, der Einsatz für Genossenschaften und Vermittlung von Kenntnissen für die Bauern von Warburg und der weiteren Umgebung (1948 in Gutachten Goldschmidt).

Um das Jahr 1930 hatte es Bestrebungen gegeben, die Domäne in Kreisbesitz zu bekommen, um damit Kleinbauern der Börde zu Jungviehweiden zu verhelfen.  

1938 Eduard Paal kauft 35 ha, die Domäne umfasst 120 ha. 145 ha gehen an die Gemeinden Scherfede, Rimbeck und Bonenburg.

Nachtrag (d. Verf.):
Gregor Paal ist der letzte Besitzer des Paal'schen Betriebes in Hardehausen. Bis 1990 wird der Betrieb mit Schwerpunkt Schweine und Ackerbau (Saatgutvermehrung von Leguminosen und Gras) geführt. Danach erfolgt der Umbau der großen Scheuen zum Bauernhofcafe Birkenhof, das bis 2015 betrieben wird. Gregor Paal zieht nach Ochtrup zu seiner Tochter. Den Hof erwirbt später eine evangelische Freikirche.    
     

Bodenreform und Aufsiedlung von Hardehausen

  • 1948 Auf der Domäne finden 10 Familien (Flüchtlinge und Evakuierte) „Lohn und Brot“
  • 1950 Elektrifizierung
  • 1953 Bodenreform durch Rote Erde. Hardehausen wird aufgesiedelt, weil es über 100 ha liegt. Die Abwicklung zieht sich bis 1969 hin, weil bestehende Verträge zu beachten sind.
  • 1957 Karl Paal übernimmt die Flächen seines Bruders Eduard und baut die Hofstelle Birkenhof
  • 1958 werden 58 ha für das Wisentgehege abgegeben.
  • 1965 Siedlerstellen
  • Bernhard Schnückel
  • Josef Winnefeld, der später nach Paraguay auswandert
  • 1982 Ehrenfried Stenzel übernimmt die Hofstelle
  • 1969 Willibald Thanheiser. Die Familie Julius Thanheiser bewirtschaftete in Scherfede einen Hof, der für Siedlungszwecke und Hochwasserschutz aufgelöst wurde.

Beschreibung

1900 Gutachten von Landes-Ökonomierat Neutze Auszüge

„Der Gutshof liegt ziemlich in der Mitte [..] eines Talkessels. Das Gutsareal wird bis zu 90 Prozent seinen Umfanges von hohen, bewaldeten Bergen umgeben, die einen freien und ungehinderten Zugang der Winde nicht zulassen. In folge dessen werden die häufig auftretenden neben länger als in den Tallagen zurückgehalten. Auch die Niederschlagsfeuchtigkeit verdunstet sehr langsam.
Bei der Höhenlage des Gutes, auf den Ausläufern des hohen Eggegebirges, ist auch das Klima ziemlich rau und die Vegetationsperiode der Feldfrüchte eine verhältnismäßig lange.

Die Böden bestehen zu 50 % aus zum Theil  sehr flachgründigen Kalkböden, 30 ´% Ton und schwerem Lem und 20 % sandigem Lehm. Die Formation des Geländes zeigt erhebliche Verwerfungen, wodurch ein Wechsel der verschiedene Bodenarten entstand ist, der die Bewirtschaftung und des Ackerlandes nicht unwesentlich erschwert.“

Das Gutsareal besteh somit aus: 250 ha Acker, 85 ha Grünland, 35 ha Wald, 20 ha Park, Hofraum, Wege, Teiche, zusammen knapp 400 ha. Davon werden im Lauf der nur ca. 25 ha entfernter gelegene Flächen abverkauft.   

1948 Gutachten Dr. Goldmann,  Kassel

Raues Klima, nur Juli und August sind frostfrei

erschwerte Bestellung mit erhöhtem Kostenaufwand

Ertragsunsicherheit

hoher Wildschaden

Gebäude teils unzweckmäßig


Fortwirken als Jugendbauernhof

Eine gewisse Fortsetzung der Tradition Orden und Landwirtschaft ist im Judenbauernhof Hardehausen zu shen. Hier werden Jugendliche  und Schulgruppen in Kontakt mit den täglichen Versorungs- und Pflegearbeiten der Tiere betraut. Solche sind Höhner, Schafe, (drei) Mutterkühe, Ziegen, (vier) Mastschweine, (eine) Zuchtsau. Im Klostergarten werden 6 ha flächen bewirtschaften mit Feld- und Gartenfrüchten. Eine hauptamtliche Person ist für den ganzen Bereich zuständig. In der Regel werden auch Praktikanten aus fernen Ländern hier eingesetzt. (Stand 2010)  

 

Literatur

Konrad Schmidt (Hg.) 2006

Hardehausen nach 1803: Dem Erbe verpflichtet – offen für die Zukunft (Veröffentlichungen zur Geschichte der mitteldeutschen Kirchenprovinz) (Deutsch) Gebundene Ausgabe – 19. April 2006

Mit Beiträge von Konrad Schmidt, Peter Möhring und Georg Pahlke

Konrad Schmidt: „Von der Königlich-preußischen Domäne bis zum Siedlungsobjekt – Die wechselvolle Verwaltung des Grundbesitzes der Abtei in der Zeit von 1803-1969", S. 35-76

 

Weitere Literatur siehe Hardehausen-Landvolkhochschule