Hembsen w
Gut Hembsen - Landwirtschaft
Hembsen, Langestraße 32 , 33034 Brakel
Landwirtschaft
Das Gut umfasste 245 ha. Laut Angaben von 1931 waren es 120 ha Acker und Gärten, 25 ha Wiesen und 100 ha Holzungen.
Der Betrieb wurde vor der Bodenreform aufgeteilt, um Flächenabgaben zu umgehen.
Der Pächter von Weichs tätigt ab 1953 große Investitionen. Der Betrieb hatte damals ca. 20 Leute, einen Lanz-Bulldog und mehrere Arbeitspferde. Der Schweizer für die 30-40 Milchkühe wohnte mit einem Melker im eigenen Melkerhaus gegenüber im Bereich Potthof.
Der Pächter Wolf-Sebottendorf (im Krieg Adjutant von General Graf Kielmanssegg) kann den Betrieb nicht retten, u. a. durch den Anbau von Gemüse.
Es erfolgt die Versteigerung der Flächen und der Feldscheune. Große Teile der Landwirtschaftlichen Fläche gehen in der Flurbereinigung für den Bau der B 64 neu. Die Feldscheune ("Emmerdahl-Scheune") mit etwas Fläche kauft Landwirt Jürgen Tilly aus Ottbergen.
Person/ Familie
Das Gut Hembsen war ursprünglich im Besitz derer von Asseburg in Brakel. Es wurde um 1800 von Theodor Gunst, der um 1780 das Gut in Beller erworben hatte, gekauft für seinen Sohn Karl Ferdinand Gunst. Die Familie Gunst stammt aus Fritzlar.
Es folgen
Franz Gunst I (1836-1904), Landwirt, Ökonomierat und Abgeordneter
Franz Gunst II (1874-1925), Landwirt, danach seine Frau Elly Gunst, geb. Brinkmann
Mit dem Tod des Sohnes im Krieg 1942, Harald Gunst, wird die Schwester Valerie Antoinette (1912-2000) Eigentümerin. Sie heiratet Jürgen von Kempski Rakoszyn (19110-1998)und übernimmt den Namen des Mannes. 1964 wird Sohn Harald von Kemski Eigentümer.
Sonstige Personen
Dr. Rudolf Gunst (1883-1965), Sohn von Franz Gunst jun., war Bürgermeister von Hüsten (Kreis Arnsberg) und Landrat in Gräfeling bei München
Informationen / Literatur
1931 (Niekammer Adressbuch)
Franz Gunst, Witwe: 145 ha LF / 19 Pferde, 30 Kühe, 100 Schweine, 180 Schafe / Motorpflug vorhanden
1952 (Westfalen-Blatt)
Der erste Mähdrescher im Altkreis Höxter kommt hier zum Einsatz
2002 Buch Joseph Potthast
Heimatbuch Hembsen, darin Hinweis auf Chronik der Familie Gunst
Gut Hembsen - Geschichte
Eigentümer
Familie von Kempski bzw. ab 2016 Stiftung Vereinigte Museen Neuenheerse (Konsul Schröder)
Person/Familie
Jürgen von Kempski-Racoszyn heiratet 1942 Frau Valerie geb. Gunst.
Jürgen von Kempski war Universalgelehrter und als Prof. Dr. Dozent an der Universität Münster.
Sohn Harald und Frau Astrid von Kempski (Berlin) übernehmen das Anwesen.
Hofgeschichte
Ursprünglich Hof der Asseburger als Wasserburg angelegt.
Dann war er im Besitz der Patrizierfamilie Flörken aus Brakel, weitere Eigentümer folgen.
1833 Karl Ferdinand Gunst heiratet Anges Sophie Stricker geb. Flörken. Die Patrizierfamilie Gunst stammt aus dem Raum Fritzlar und ist mit dem Gut Beller verbunden.
Franz Gunst war als Königlicher Ökonomierat ein einflussreicher Mann (er verkehrte in gesellschaftlichen Kreisen bis zum Kaiser Wilhelm II.),. Als Landwirt bekam er Auszeichnungen z. B. für Saatgutvermehrung von Zuckerüben (1909). Er war auch Aufsichtsratsvorsitzender der Zuckerfabrik Brakel. Gutsanlage und Herrenhaus (Schloss) werden ergänzt und erneuert. Ehefrau Elisabeth Gunst übergibt das Gut 1942 an ihre Tochter Valerie, nachdem der Sohn Harald Gust 1942 in Russland gefallen war.
Valerie Antoinette Gunst heiratet 1942 Jürgen von Kempski Racoszyn. Die Familie entstammt dem polnischen Uradel und hat auch eine preußische Linie.
1964 Übergabe des Gutes an Enkel Harald von Kempski.
Das Gut wurde nach dem Krieg an einen Pächter vergeben. 1953 ist ein Herr von Weichs aus Godelheim Pächter. Nächster und letzter Pächter ist Wolf Sebottendorf, der auch aus einer Adelsfamilie stammt. Auch mit vielen Ideen wie Feldgemüsebau und mithilfe von Grünen Plan-Mitteln kommt der Betrieb nicht vorwärts und muss schließlich aufgeben. Die Feldscheune (am Imberg) geht mit etwas Fläche an den Landwirt Jürgen Tilly aus Ottbergen.
Um 1972 werden alle Länderein an die Siedlungsgesellschaft verkauft. Die Flächen dienen dem Bau der Umgehungsstraße B 64 und werden bei dem großen Flurbereinigungsverfahren an andere Landwirte vergeben.
Hinweise in anderen Quellen
1850 Ein Gunst, Gutsbesitzer in Hembsen wird Mitglied des Club Brakel (BSR 4/1988).
1906 Franz Gunst, Gutsbesitzer in Hembsen wird Mitglied des Club Brakel
Zwei Unfälle ereigneten (1951) sich auf dem Gutsbetrieb Gunst. Der Gespannführer Paul Faust wurde beim Abladen von Stroh von einem Heuballen am Kopf getroffen und trug eine Gehirnerschütterung davon. Der Gespannführer Dittberner fiel bei der Ausübung seines Berufs so unglücklich, dass er einen komplizierten Oberschenkel-Bruch davontrug.
Bei der diesjährigen Getreideernte (1953) wurde die Ernte mit einem gezogenen Mähdrescher eingebracht. Ein schwerer Lanz-Bulldog zog das Ungetüm, welches von vielen Leuten bewundert und bestaunt wurde. Es war der erste Mähdrescher-Einsatz im Kreis Höxter.
Quelle: Joseph Potthast, Heimatbuch Hembsen 2002, S. 129.
Weitere Enwicklung
2008 Tag des offenen Denkmals auf dem Gut mit großem Andrang aus Hembsen und den Nachbarorte.
2014 Gut Hembsen wird Veranstaltungsort der Reihe "Wege durch das Land" und Frau Astrid von Kempski nimmt an der WDR-Serie "Von und zu lecker" teil.
2016 Die Familie von Kempski verabschiedet sich mit Kaffee und Kuchen von Nachbarn und Personen aus Hembsen und Umgebung. Sie verkaufen die Anlage schweren Herzens aus familiären Gründen.
2016 Verkauf von Schloss mit Hof und Wald an die Kulturstiftung Schröder (Manfred O. und Helga Schröder), die im Kloster Neuenheerse das Vereinigte Museen Wasserschloss Neuenheerse betreibt. Das Herrenhaus des Gutes besteht aus 4 Wohnungen. Die Gebäude werden zur Lagerung von Exponaten der Sammlung genutzt.
WB vom 22.09.2016: "Familie von Kempski verkauft Schloss Hembsen mit Hof und Wald an Kulturstiftung Schröder"
2020 Mündlicher Hinweis: Das Schloss ist verkauft an eine Frau Professor.
Baugeschichte
Die gesamte Anlage steht seit 1990 unter Denkmalschutz. Einige Daten aus der Geschichte:
1750 Bau eines Herrenhauses in der Hofanlage
1843 Bau des neues Herrenhauses und der Wirtschaftsgebäude
1910 Ausbau Herrenhaus im neuen Stil. Ein Mansarddach wird aufgesetzt und die geschwungene Treppe wird zum neuen Markenzeichen. Aus dem Herrenhaus wird ein kleines Schloss.
1933 Ein Brand vernichtet vor allem die Dachflächen, die dann mit Ziegeln (vorher Sollingplatten) gedeckt werden. Auch die überdachte Hofeinfahrt fällt weg.
Die Familie Gunst hatte ursprünglich einen eigenen Friedhof. Heute ist er integriert in den örtlichen Hembser Friedhof.
Hier finden sich Informationen der Internetseite Schloss Hembsen von ca. 2010. Hier gibt es auch zahlreiche Fotos.