Wochenblatt 6/2019
"Der Wegweiser für Butter zeigt nach Westen"
Mit dieser Überschrift berichtete das Wochenblatt von 1879 über die Anfänge der Molkereigründungen in Westfalen. Gisbert Strotdrees erinnert daran im Rahmen des 175-jährigen Jubiläums des Wochenblatts im Jahr 2019.
Denn bis zur Gründung der Molkereien wurde die Milch auf den Höfen direkt weiterverarbeitet für den Eigenbedarf oder Weiterverkauf in die Nachbarschaft: Gewöhnlich besorgt die Hausfrau oder die Tochter oder die Hauhälternin auch das Butter und Käsemachen, heißt es.
Friedrich Winkelmann, Landwirt aus dem Münsterland bei Hiltrup, hatte im März 1879 die Molkerei-Ausstellung in Berlin besucht und berichtet im Wochenblatt darüber: „Westfalen“ so schreibt er, „kann nicht mithalten (mit der neuen Entwicklung) .., wenn wir nicht eine Änderung unseres ganzen Molkereiwesens einführen“. Er sah die Notwendigkeit für große Sammelmolkereien und rief dazu auf, in Bezirken mit starker Milchviehwirtschaft sog. Meiereien, also genossenschaftlichen Sammelmolkereien, zu errichten. Dazu kam der wachsende Bedarf aus den Städten an Rhein und Ruhr, der gute Absatzmöglichkeiten bot. 1878 ging bei Beckum die erste Sammelmolkerei in Betrieb und eine „Meiereischule“, eine Schule für Milchwirtschaft, war angegliedert.
1879 folgte die Molkerei in Fretter (Sauerland) mit 264 Mitgliedern. Im Artikel wird auch erinnert an die Situation des Bauernstandes. Hier waren verbreitet noch Ablöseschulden der Bauernbefreiung abzuzahlen und dabei half das Milchgeld.
Vorgestellt in dem Beitrag wird auch die Molkerei in Borgholzhausen als erste Dampf-Molkerei in Westfalen auf dem Hof Upmeyer und das Verarbeitungsverfahren. Die Produkte damals waren: „Süßrahmmilch, Buttermilch, Stippmilch, Sahne, Butter und Käse“, die in Bielefeld und anderen Orten täglich vom Milchwagen verkauft wurden.
Die Karte "Der Ruhrkohlebezirk und sein Milcherzeugungsgebiet"mit den Kreisen der Entfernung von Düsseldorf um 1900 zeigt, wie stark sich dieser Wirtschaftszweig entwickelt hatte. Der Kreis Höxter ist ganz am Rand erfasst. Ich lese Steinheim, Nieheim, Bad Driburg, Brakel, Beverungen, Amelunxen, Lütgeneder und andere Orte, die nicht zu entziffern sind.