In den Weldaer Heimatblättern (Nr. 12/1996) beschreibt Bruno Hake, Ortsheimatpfleger, die Sache der Flachsverarbeitung ausführlicher. Daraus diese weitgehend wörtlich zitierten Informationen.

Nach sorgfältiger Ernte des reifen Flachses wurde auf der Deele des Bauernhauses mit der Reepe die Samenkapseln abgerissen. Es durften keine Kapseln  (Köppe) am Flachs hängen bleiben. Sie wurden getrocknet, mit Dreschflegeln oder mit der Wannermühle gedroschen. Mit dem gewonnenen Leinsamen wurden die für den Flachsanbau des nächsten Jahres vorgesehenen Äcker eingesät. Den nicht für die Aussaat benötigte Leinsamen verarbeitet man in der Ölmühle zu Leinöl.

Der so verarbeitete Flachs wurde danach in Bündeln in „Rötekuhlen“ . . . unter Wasser etwas ein bis zwei Wochen eingeweicht. Nach dem Abschluss des Rottungsprozesses wurden die Bunde gelöst und der Flachs auf Stoppelfeldern oder Wiesen zum Trocknen ausgelegt. Nach der Trocknung musste der Flachs wieder gebündelt werden , damit er in der Scheune oder auf dem Dachboden eingelagert werden konnte.

Die Weiterverarbeitung konnte dann in der arbeitsarmen Zeit erfolgen. Der Flachs musste nun gebokt werden. Das konnte in Handarbeit mit hölzernen Hämmern, Klopfhölzern oder maschinell in der Bokemühle vorgenommen werden. (…) Für die Weiterverarbeitung wurde der Flachs mit der Brakel grob gebrochen, Im nächsten Arbeitsgang zog man auf einer Hechel (Brett mit im Abstand von ca. 1 cm durchschlagenen Nägeln) die oberen Spitzen der Pflanzen ab. Der Abfall diente als Polstermaterial. Es kam darauf an, alle Holzteile des Flachses fein zu zerbrechen. Zu diesem Weichbrechen benutzte man eine Brake mit stehenden Eisenkanten.

Zum abschließenden Feinhecheln dienten Hechelbretter, bei denen die Eisennägel bei jedem Arbeitsgang enger standen. Hierbei wurden auch die letzten kurzen Fasern ausgekämmt und durch kräftiges Schlagen auf die Hechelspitzen die langen Fasern aufgesplissen. Aus den bearbeiteten Bündeln wurde ein „Knucke“ gemacht, der die Fasern sorgfältig zusammengelegt waren, damit sie sich später einfacher auf den Wocken des Spinnrades aufbringen und abspinnen ließen.