Im Buch "Chronik der Gemeinde Bökendorf" von Reinhard Koch (2015) finden sich viele Einträge zur Landwirtschaft. Sie sind einer Jahreszahl zugeordnet (Chronik) und sind deshalb zerstreut.

 

Bökendorf mit schwieriger Ausgangslage

 

1900 (S. 123)

Um die Jahrhundertwende gab es 700-Seelen-Dorf 9 Vollbauernhöfe (Pferdebauern) und 8 Kötterstellen (Kuhbauern). Sie wirtschaftete auf ca. 200-300 ha Land. Die anderen Bewohner waren Handwerker oder - in der Mehrzahl - Land- bzw. Waldarbeiter beim Gut Bökerhof. Die geringe Flächenausstattung des Dorfes war ein ständiges Problem.

Um 1900 holten die Güter polnische Arbeitskräfte nach Deutschland, um die umfangreiche Handarbeit zu bewältigen und Lohn zu sparen. Für die einheimischen blieben nur eine Tätigkeit im Spätherbst und Winter. Im Frühjahr kam wieder eine „Polenkolonne“. Sie wurde in einfachen Lagern untergebracht.

 

Bökendorf, ein renitentes Dorf

 

Eingezwängt zwischen zwei „Großgrundgesitzer“, also die Güter und Wälder der Adelsbetriebe von Haxthausen (Abbenburg) und von Bocholtz-Asseburg (Hinnenburg) blieb dem wachsenden Ort nicht genug Fläche für die Bauern und Bevölkerung. Die Höfe waren kleiner als anderswo und viele Gärten zur Versorgung waren Pachtland. Die meisten Bewohner waren Wald- und Gutsarbeiter auf den Gütern und von dem Arbeitsgeber abhängig. Und es gab Radikalisierungen, also Tumulte, Gewaltausbrüche.      

 

1847/1848 (S. 120-121)

Der Aufstand der Bürger richtete sich gegen die Obrigkeit und den Adel, gegen die drückende Steuerlast und die alten Privilegien des Adels wie Holz- und Weiderechte. Die Adelsfamilien flohen ins sicherere Paderborn und vor Ort blieben die Verwalter als Zielscheiben. Es gab dann kleine Änderungen, aber die Strukturen blieben fest. In Bökendorf schaffte es ein Mitglied der Familie von Haxthausen (1872-1950), den Mob zu besänftigen: Ludowine von Haxthausen, ehemalige Stiftsdame und Gründerin des Kloster der Kreuzschwestern in Bökendorf.     

 

1918 (S. 128)

Die latente Spannung der besitzenden Schichten wird wieder spürbar und führt zu mehreren Aktionen.

 

1920 f. (S. 129)

Eine gemeinsame Treibjagd der beiden Adelshäuser wird durch die Bökendorfer vereitelt bzw. empfindlich gestört. Statt Treiberdienste zu leisten, hindern sie auch Personen aus dem Nachbardorf Altenbergen an der Teilnahme. Es gibt Schusswechsel auch mit der Jagdgesellschaft, die daraufhin ihren Weg ändern muss. Ab gleichen Tag abends brannte die große Scheune von Gut Bökerhof lichterloh und nur die Feuerwehr kam zum Löschen.

 

1923 S. 131

Mit einer heftigen Protestaktion von etwa 70 Personen (Land- und Waldarbeiter) vor dem verschlossenen Schloss Hinnenburg protestierten die Betroffenen gegen ihre Entlassung. Ohne Erfolg. An anderer Stelle wird von verstärkter Wilderei nach dem Ersten Weltkrieg berichtet (S. 131).    

 

Erleichterungen gab es

1900

Durch Zuweisung der Hude Wüllenberg als Gemeindegebiet im Rahmen der Separartion. Das Gebiet umfasste 17 ha und war neben den Hudeberechtigten Interessentenweide. Ein Viehhirt besorgte das Hüten des Viehs, vor allem der Kühe.  

 

1938 (S. 134)

Vom Gut Hainhausen werden 50 ha an dörfliche Bevölkerung abgegeben - auf Betreiben der NSDAP.

 

1952

Bodenreformland der Güter Hainhausen und Bökerhof geht auch an Bürger in Bökendorf und 11 Siedlerstellen entstehen im neuen Weiler Hainhausen.  

Ein großer Kalkofen beim Hasenholz war ab 1924 20-30 Jahre in Betrieb und produzierte Düngerkalk und Zementmörtel.

 

Über zwei Erntedank-Feste wird berichtet

 

1880 (S. 56)

Erntefest auf dem Gut Abbenburg, ein Erinnerungsbericht der Tochter des Gutsverwalters Waldeyer

 

1936 (S. 134)

Über das Erntedankfest auf Schloss Hinnenburg im Oktober 1936 wird im Brakeler Anzeiger berichtet. Ein noch nie dagewesenes und feierliches Fest mit Jubilarehrung, Ansprachen und Sieg-Heil-Rufen mit anschließendem Festessen, Musik und Tanz.

 

Vgl. Literatur

Reinhard Koch (2015) „Chronik der Gemeinde Bökendorf“. Hrsg. Heimatverein Bökendorf. Druck funtastic media, Brakel