Ulrich Ernst, von Haus aus Warburger, Studiendirektor am Städt. Petrus-Legge-Gymnasium Brakel, danach Bezirksregierung Detmold, hat am 12. Januar 1984 anlässlich des 100-jährigen Bestehens des VLF Warburg den Festvortrag gehalten (veröffentlicht im Jahrbuch des Kreises Höxter 1986, S. 43-57).  Er spricht von einer geschickten Unterwanderung der Landwirtschaft durch die NSDAP. Es kam zu einer perfekten Gleichschaltung des gesellschaftliche und politischen Lebens.

 

Urlich Ernst gibt folgende Beschreibung und diese Einschätzung zur NS-Politik in der Landwirtschaft 

Im Mai 1930 wurde Walther Darré (1895-1953) Diplom-Landwirt und Verfasser verschiedener rassenideologischer Publikationen, Berater der Reichsleitung der NSDAP in landwirtschaftlichen Fragen. Innerhalb eines Jahres baute dieser eine über das ganze Reich verzweigte Bauernorganisation, den sog. Agrarpolitischen Apparat der NSDAP auf. Darüber hinaus gelang es ihm, den bäuerlichen Stimmungsanteil seiner Partei erheblich zu steigern und ideologisch wie personell den damaligen größten und einflussreichen Bauernverband Deutschlands, den „Reichslandbund“ zu wesentlich zu beeinflussen. Denn was die NSDAP den Bauern versprach, Autarkie und Aufwertung ihres Standes, das war auch Ziel des damaligen Bauernverbandes. Hinweis: Die NS-Bewegung gab es schon seit 1920 und sie entwicklete im Zusammenhang mit Wahlen ständig weiter.   

Der Reichnährstand organisierte so auf Orts-, Kreis- und Landesebene ca. 17 Millionen Landwirte.

 

Und aus historischer Sicht macht Ernst folgende Bemerkung

Die Agrarpolitik gehörte zu den wenigen Sachgebieten, auf denen in der NSDAP feste Vorstellungen gab. Der Bauernstand bildete für Hitler wie für Darre, aber auch andere führende Parteimitglieder, die Grundlage eines „gesunden Staates. Darre führte schon 1930 aus: „Wer einen Staat als organisatorisches Gebilde aufbauen will, muss ihn vom Gedanken von Blut und Boden aus aufbauen. Dies erfordert, dass der Landstand zum Eckstein des Staatsaufbaus gemacht wird, denn ihm kommt die Bewältigung der vornehmen Doppelaufgabe zu: (1) Lebensmotor für das ganze Volk zu sein (2) des Volkes Bluterneuerung zu werden.“

(…) Die Blut und Bodenideologie suchte (…) eine Verbindung von erbbiologischen Gesichtspunkten und einer mythischen Überhöhung der Erde als Lebensquell. (…). Anmerkung d. Verf.: Ob dieser ganze Überbau bei den Bauern angekommen ist, kann bezweifelt werden. Es gab drängende Problem wie Absatz, Preise, Entschuldung, Arbeitskräfte, Entwicklung, die Lösungen erforderten.