Die ersten Ackerbauern in der Börde [1]

midal

Bau der Midal-Leitung 1993 (Foto LWL)

Die Bandkeramiker waren die ersten sesshaften Menschen in Mitteleuropa. Sie tragen ihren Namen von der Art der Verzierung ihrer Tongefäße mit Ornamenten. Sie wanderten vom sog. Fruchtbaren Halbmond, dem teil Vorderasiens, der heute von den Ländern Irak, Syrien, Palästina, Jordanien, Israel. Über die Türkei nach Südosteuropa und weiter nach Mitteleuropa. 8.000 v. Chr. begann die Sesshaftwerdung der Menschen in diesem Bereich. Sie lebten nicht mehr als Nomaden umherziehend, sondern bauten sich mehr oder weniger dauerhafte Siedlungen. Sie bauten die „Gründerpflanzen“ bzw. das "Urgetreide" an, also Emmer, Einkorn und Dinkel, dann auch Gerste und Roggen. Bei Emmer, Einkorn und Gerste sind die Spelzen mit dem Korn verwachsen, was einen hohen Aufwand für die Aufbereitung für den Menschen mit sich bringt.  


In Großeneder konnten nur Emmer und Einkorn nachgewiesen werden. Die anderen Pflanzen gewannen erst in den darauffolgenden Epochen an Bedeutung. Interessant ist auch die Erfahrung, dass Roggen zunächst als Unkraut in den anderen Getreidearten stand, der aber sehr gut an das kühlere Klima in Mitteleuropa angepasst war und somit später seine Vormachtstellung unter den Gegreidearten erreichte.. 


Die Bandkeramiker kamen als Einwanderer aus dem Südosten und traten in Kontakt mit den Jägern und Sammlern. Möglicherweise wurden zunächst Waren untereinander getauscht. Sie bauten dauerhaften Siedlungen , in der auch gefundene Pfeilspitzen auf eine Überformung der ehemaligen Stämme schließen lässt.


Durch den Bau der Midal-Leitung 1992/93 [1] erhielt die Archäologische Forschung in unserer Gegend starken Aufwind, weil mehrfach fest Siedlungen der Jung-Steinzeitmenschen gefunden wurden. Danach war die fruchtbare Warburger Börde ein beispielhaftes und hoch entwickeltes Siedlungsgebiet. Über die Steinzeitsiedlung Großeneder schrieb Dr. Fritz Jürgens aus Borgenstreich 2019 seine Doktorarbeit an der Uni Kiel, Institut für Vor- und Frühgeschichte. 


Die Randgebieter Börde, so auch Brakel wurden rund 500 Jahre später erst dauerhaft besiedelt. Auf den Hochflächen um Brakel auch nördlich der Nethe gab es einige Funde von Steinbeilen der Rösener Kultur. Diese folgte auf die Bandkeramik um etwa 4800 v. Chr. Es sind jedoch einzelne Sammelfunde. Grabungen gab es bisher nicht. Das ist dann schon Jungsteinzeit, auf die dann die Kupfer- und Bronzezeit folgen.


Das Erdwerk in Erkeln auf dem Hampenhauser Berg ist erforscht und ein weiteres Erdwerk befand sich auf dem Helleberg, nordöstlich von Brakel. Beide Befestigungswerke datieren um 3800 v. Chr.


Im norddeutschen Tiefland sind zahlreiche Siedlungen aus dieser Zeit gefunden worden.


Anmerkungen

[1] WB v. 18.06.2020: Als die Menschen sesshaft wurden - Doktorarbeit über Steinzeitsiedlung – Verbindung zu Gräberfeld vermutet

[2] Midal ist eine 700 km lange Erdgas-Leitung durch Deutschland von der Nordsee nach Südwestdeutschland. Nach dem Abschluss des Baus der Leitung gab es vereinzelt Folgeschäden an landwirtschaftlichen Kulturen. Die Schäden wurden durch landwirtschaftliche Sachverständige bewertet (bis 4 Wochen vor der Ernte der Kultur) und ein Ausgleich wurde bezahlt. Folgeschäden konnten sein außer Aufwuchsschäden, auch Vernässung, Bodenstruktur. Die Gasleitung ist in einzelne Abschnitte gegliedert mit technischen Einrichtungen..

[3] Fritz Jürgens (2019): Der bandkeramische Zentralort von Borgentreich-Großeneder (Kr. Höxter). Universitätsforschungen zur prähistorischen Archäologie 340 (2019)