Friedrich Bratvogel (1952): Der Kreis Höxter. Kreis und Stadthandbücher des Westfälischen Heimatbundes, Regensberg/Münster

Das Kapitel Landwirtschaft (S. 43-44) zeigt den Stand um 1950, als die Landwirtschaft halbwegs wieder Tritt gefasst hatte. Landwirtschaft war nicht wie heute ein eigenständiger Erwerbszweig, sondern sie wurde in den Dörfern und Ackerbürgerstädten zur Eigenversorgung betrieben. Daher auch seine Hinweise auf die Ziegen und Kuhbauern. Interessant ist auch die Auslistung der Kulturen und die verwendeten Maschinen. Im folgenden Zitate auc dem Buch.  

Die Landwirtschaft im (Alt-) Kreis Höxter um 1950

Der Kreis Höxter ist natürliches Landwirtschaftsgebiet, 60,2 % der Gesamtbodenfläche werden rein landwirtschaftlich genutzt.


Die Landwirtschaftsfläche gliedert sich in Ackerland (65 %9 und Dauergrünland (32 %) und Gärten, Ost (3 %)

Der Bauer muss schwer arbeiten, um dem kargen Boden [im steinigen Bergland] seine Erträge abzuringen (gemeint ist das Bergland)

In den Lössgebiet und Talauen: Mannshoch steht das Getreide in der Erntezeit, meist Weizen und Roggen sowie Gerste Zuckerrüben und Runkeln erreichen bemerkenswerte Größe, und reich sind die Erträge der Stoppelfelder. Auch Hülsenfrüchte und Ölfrüchte werden angebaut


Auf den wasserdurchlässigen Kalkbergen macht die Trockenheit den Bauern oft zu schaffen; aber auch hier haben die Möglichkeiten moderner Landwirtschaft ausgesprochene Missernten ausgeschaltet, obwohl Schwankungen der Erträge durch die Witterung nicht zu vermeiden sind. Hier werden in der Hauptsache Roggen, Hafer und Kartoffeln angebaut. Verhältnismäßig beträchtlichen Umfang nimmt die Anbaufläche der verschiedenen Fruchtarten ein .


Die Anbaufläche der verschiedenen Fruchtarten im Kreise betragen:

Getreide 60 %

Hülsenfrüchte 4 %

Hackfrüchte 23 %

Ölfrüchte 1,5 %

Gartengewächse 0,2 „

Futterpflanzen 12 %


Zur Bewältigung   der landwirtschaftlichen Arbeiten sind im Kreis eine Reihe von Maschinen eingesetzt. An die Stelle des Pferdes als Zugkrafttritt auch immer mehr der Ackerschlepper. Davon laufen im Kreise etwa 500. 1.500 Drillmachinen, 700 Düngerstreuer, 250 Hackmaschinen, 2.000 Grasmäher, 500 Heuwender, 300 Vielfachgeräte, 1.000 Pferdebinder, 50 Stroh- und Heugebläse, 100 Höhenförderer, 1.000 Kartoffelroder, 500 Schrotmühlen und andere Maschinen mehr tragen zur Intensivierung der Landwirtschaft bei.


Die Betriebsform der Landwirtschaft ist eine gemischte, d. h. Ackerbau und Viehzucht werden gleichzeitig betrieben. Die Viehzucht legt in der Hauptsache Wert auf Rind- und Schweinezucht. Die Zucht des Schwarzbunten Niederungsrindes steht an erster Stelle, aber auch das
rotbunte wird gezüchtet.


Die
Rindviehzucht hate beachtliche Höhe erreicht, und oft hat der Kreis preisgekrönte Tiere auf den großen Zuchtviehausstellungen in Hamm und Münster. Von den 13.672 Milchkühen stehen 5.224 (38,2 %) unter Milchkontrolle bei einer durchschnittlichen Jahresleistung von 4.523 kg Milch mit 3,45 % Fett.


Die
Pferdezucht versorgt im Wesentlichen den eigenen Bedarf. Außer den mittschweren Tieren wird auch der schwere Kaltblutschlag gezüchtet, während die leichte Rasse weniger vertreten ist. Diese ist für die bergige Landschaft des Kreises nicht geeignet.


Während die
Schweinzucht in letzter Zeit angestiegen ist , hat der Bestand an Schafen nachgelassen.


Für manchen Fremden ist die Zahl der
Ziegen auffällig, die überall an Wegrändern u und Hecken ihre Futter finden oder auch dorfweise gemeinsam auf die die Hude getrieben werden. Der Grund für diesen Ziegenreichtum ist darin zu suchen, dass ein großer Teil der Bevölkerung nur über einen geringen Grundbesitz verfügt.

Viehbestand im Kreis (1950)

5,586 Pferde

27.980 Rinder, davon 13.672 Milchkühe

55.935 Schweine

5.410 Schafe

6.592 Ziegen

95.026 Hühner

11.996 Sonstiges Geflügel

3.654 Bienenvölker

Zahl der landwirtschaftlichen Betriebe nach Größenklassen (1950)

6.138, bis 5 ha (69 %), 5-10 ha (12,3 %), 20-50 ha (6,7 %), über 50 ha (61 = 1 %)


Es zeigt sich also ein Überwiegen der Kleinstbetriebe, die vielfach nicht ausreichen, die Familien der Inhaber zu ernähren. Der Inhaber hat oft noch einen Beruf, in der Wesergegend besonders im Baugewerbe.


Groß im Kreis ist deshalb im Kreis auch die Zahl der sogenannten „Kuhbauern“, bei denen die Aufgabe des Zugtieres übernehmen muss.


Auf der anderen Seite stehen die 61 Großbetriebe über 50 ha; sie verfügen über eine außerordentlich große Landfläche, das sie durchweg auf mittelalterliche Adels und Klosterbesitzungen zurückgehen.


Das Verhältnis der Bodenfläche des Großgrundbesitzes zu dem des Mittel- und Kleinbesitzes ist 1:1,8. Besonders der Corveyer Besitz, zu dem noch die Domänen Tonenburg, Brenkhausen und Blankenau gehören, sowie ausgedehnter Wald, verkörpert diesen Typus.