Flächenverbrauch und kein Ende
Das Thema Flächenverbrauch ist ständig wiederkehrend. Seit 40 Jahren wird es beklagt, aber es tut sich wenig. Durch die rasante Entwicklung bei den Siedlungs- und Verkehrsflächen (Straßenbau, Stromleitungstrassen) sowie durch die neuen Wohngebiete und Industrieflächen gehen große Areale verloren. Auch Einkaufsmärkte auf der „grünen Wiese“ sind ein großer Flächenfresser.
In Deutschland summierte sich der Flächenverbrauch auf 100 ha/Tag. 2009-112 waren es noch 74 ha, danach 2011-14 sind es 69 ha. Die Bundesregierung hat als Zielwert für 2020 ausgegeben: 30 ha täglich. Fachbehörden sehen besonders im ländlichen Raum(!) große Einsparpotentiale.
In NRW sind es seit 2009 täglich 10 ha, die überbaut werden. Neuer Wert von 2016 = 9,75 ha je Tag. Ziel = 5 ha.
Die Siedlungs- und Verkehrsfläche nimmt inzwischen knapp ein Viertel der gesamten Landesfläche NRW ein. Die anhaltende Zersiedlung sollte eigentlich gestoppt werden.
Es geht dabei, hauptsächlich um Ackerland, weniger um Grünland und fast keine Waldfläche. Ausgleichsflächen für Klein- und Großprojekten führen quasi zu einem doppelter Flächenverlust. Für die Kompensation des Eingriffes werden weitere Flächen der Nutzung entzogen. Sie sind grundsätzlich vor Ort auszugleichen. Ärgerlich ist auch eine unterschiedlicher Prozentsatz je nach Kommune,
Über Modelle wie Ökopunkten können zusammenhängende Projekte entstehen, die eine örtliche Verbesserung der Umwelt bringen. Es gibt noch kein landesweites Kataster, das für die Anlage von größeren Projekten genutzt werden könnte (Stand 2020).
Betroffenheit der Landwirtschaft
Landwirtschaft hat die Landschaft seit Jahrhunderten geprägt ist, dafür bildet der Boden die Wirtschaftsgrundlagen. „Uns wird der Boden unter den Füßen weggezogen“. Der Bauernverband auf Bundes- und Landesebene mahnt regelmäßig und kritisiert Bodennutzungspolitik der verschiedenen staatlichen Ebenen. Auch wenn die Landwirtschaft für den Flächenverlust angemessen entschädigt werden, bleibt das Problem, für den Betrieb Ersatzflächen zu finden, um den Betreib am Laufen zu halten
Zahlen zum Flächenverbrauch
NRW 2003-10: minus 54 000 ha LF, jährlich 6.750 ha, täglich 18.5 ha. Auch 2017 liegt er über 10 ha täglich.
RB DT 2001-10: minus 6.410 ha LF, jährlich 712, täglich 2.0 ha
Brakel 2003-2014: minus 7.5 ha jährlich, täglich 200 qm
Im Kreis Paderborn
Hier spielt sich seit ca. 1990 ein Szenario ab, das den ganzen Kreis umwandelt. Jährlich kommen 2.000 neue Einwohner hinzu. Die Siedlungsbereiche greifen auf das Umland, die Gewerbegebiet sind interkommunal im großen Stil. Die Infrastruktur hält mit der Entwicklung nicht mit. Paderborn ist seit 2016 Zentrum einer Regioplregion. Experten sagen voraus, dass der Kreis bis ca. 2030 noch einen enormen Flächenverbrauch hinlegen wird. Für die Landwirtschaft ziehen neue Konstellationen herauf. Auch Großprojekte wie die Ortsumgehungen Bad Wünnenberg oder Salzkotten laufen ohne Flurbereinigung ab.
Zahlen zum Flächenverbrauch
Verlust 2009-2019 = 934 ha = 0,3 ha LF je Tag
Verlust 2011-2021 = 988 ha = 0,3 ha LF je Tag
Im Kreis Höxter
So auch im Kreis Höxter lässt sich diese Entwicklung beobachten: Große Industriegebiete wie Bergheim, Steinheim, Höxter, Borgentreich oder in Warburg breiten sich in den ebenen lagen mit guter Verkehrsanbindung aus. In den Dörfern greifen die Neubaugebiete immer weiter hinaus. Und der Anteil Straßen ist im dünn besiedelten Gebiet erheblich.
Zahlen zum Flächenverbrauch (LF):
Verlust 2009-2019 = 1.587 ha = 0,4 ha /Tag
Verlust 2011-2021 = 1.824 ha = 0.5 ha /Tag
In Brakel
Auch in Brakel Stadt sind in den letzten 30-40 Jahren vornehmlich Ackerflächen „zugepflastert“ worden, so das gesamte Königsfeld (Warburger Straße), im Rieseler Feld, die Wohnbebauung Hembser Berg oder links und rechts der Brunnenallee (Heineberg). Dort befanden sich teilweise beste Bodenverhältnisse für die Landwirtshaft.
Landschaftspläne enthalten Vorgaben zu Bodenschutz und weisen landwirtschaftliche Vorrangflächen aus. Bei der Entscheidungsfindung ist das allerding nur ein Faktor unter vielen.
Flächenverbrauch im LEP
Im Landesentwicklungsplan (LEP) 2015/16 gibt das Land Nordrhein-Westfalen unter anderem grob vor, wie sich die Bautätigkeit und der Flächenverbrauch in den nächsten 15-20 Jahren gestalten sollen.
Ziel war es urprünglich, den Flächenverbrauch für Siedlung und Verkehr bis 2020 auf 5 ha/Tag sowie bis 2025 auf Null (!) zu reduzieren. Bei "Netto-Null" werden Flächen verbaut, die anderwo frei georden sind und rekultiviert werden. Die schwarz-gelbe Landesregierung kippt 2017 den "5-ha-Grundsatz" komplett, betont aber das Ziel der Flächenschonung. Die Gemeinden und Verbände der Wirtschaft in ganz OWL hatten sich schon 2014 zur "Detmolder Erklärung" zusammen gefunden, um gegen die Flächenvorgaben und Schwerpunkte von Förderregionen des LEP-Entwurfes zu protestieren.
Hier geht es zum "Flächenportal NRW" des Umweltministerium (2016 eingrichtet) mit Informationen zum Thema. Ein Trägerkreis mit allen Kommunen und Verbänden ist eingerichtet worden.
Aus dem Agrarbereicht der Bundesregierung 2019:
Ziel der Bundesregierung ist es, die außerlandwirtschaftliche Flächeninanspruchnahme in Deutschland zu reduzieren, den Vorrang der Ernährungssicherung zu wahren sowie wertvolle Naturräume zu erhalten. Bis zum Jahr 2030 will die Bundesregierung den Flächenverbrauch für Siedlungs- und Verkehrszwecke auf unter 30 Hektar pro Tag verringern.
Literatur
Wochenblatt 39/2022, S. 18: Etwas weniger Flachenfraß (für 2020/2021) - Jeden Tag gehen in NRW 13 ha Nutzfläche verloren. - Im Zehnjahrenstzeitraum 2011-2021 waren es 17,5 ha ha/Tag