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Das Landwirtschaftliche Wochenblatt Westfalen-Lippe widmet 2006 dem Wirbel um den Bau der Radarstation in Auenhausen zwei Artikel (Heft 34 und 35 von Gisbert Strotdrees). Daraus die folgenden Aspekte, ergänzt mit weiteren Informationen.

Die Radarstation Auenhausen ist Teil einer Kette von Radarstellungen vom Nordkap bis in die Türkey. Weitere Stationen befinden sich in Erndtebrück, in Kleve, Aurich usw.

Die Ereignisse des Jahres 1955

März

Im März erscheint ohne jede Vorankündigung eine erst Bauraupe auf der Fläche "Höhe 318" in Ausenhausen. Es wird mündlich angekündigt, die Briten brauchen sofort 15 ha (62 Morgen) für militärische Zwecke. Ausgerechnet auf einem Plateau mit gutem Boden. 14 Bauern sind betroffen im 270 Einwohner-Dorf Auenhausen. Ursprünglich war die Fläche im Eigentum des Grafen von Westphalen, der 1911 das Land an die Pächter und Kleinbauern verkaufte.

Landvermesser beginnen im Auftrag der Briten die Fläche zu vermessen. Sie nahmen das Betretungsrecht ohne Vorankündigung in Anspruch. 

April

Bürgermeister Franz Happe (selbst Landwirt und Betroffener) wird am 4.4. zu einem Behördentermin mit den Briten im Rathaus Peckelsheim geladen. Dort wurde bekannt, dass e nicht um einen Flugplatz, sondern um eine Radarstation geht. Die Frage der Entschädigung blieb offen, was die Wut der Bauern noch steigerte.

Anton Volmert, MdL wandte sich an den Landwirtschaftsminister in Düsseldorf: „Abgesehen von 2 Höfen sind alle übrigen Eigentümer in ihrer Existenz bedroht."


Amtsgerichtdirektor Paul Lünnemann, Brakel, erwirkt eine einstweilige Verfügung gegen die Bundesrepublik Deutschland. Der Fall sorgt für großes Aufsehen.

Mai

Am 4.5. rückten erneut Baufahrzeuge an, wieder ohne Zustimmung der Landesregierung. Es kommt zu Rangeleien mit den Bauern, die mit Knüppeln ihr Land verteidigen. Die Arbeiten werden eingestellt.


Am 16.5. kommt der Bautrupp erneut mit schwerem Gerät. Wieder blockeren die aufgebrachten Bauern die Arbeit. Der Pfarrer sollte für Ruhe sorgen.

Juni

Endlich kommt eine Lösung in Sicht und der Streit wird beigelegt

Josef Menke, MdB (CDU) und Pächter des drei Kilometer entfernten Charlottenhofes ist bereit, 63 Morgen Land abzugeben. Die „Rote Erde“ begleitet den Landtausch und die Aussiedlung der Familie Mikus-König (Josef Mikus, heute Rüdiger Mikus). 

Sommer

Für den Bau des Hochsichertheitsbunkers, der bis 20 m unter die Erde reicht, werden Sprengungen durchgeführt. Felsbrocken fliegen bis auf den nahe gelegenen Hof, woran sich Dieter Micus erinnert. Für den Bau der Fundamente wird über den Bahnhof Brakel Rheinkies angeliefert, weil er fester als der Weserkies vor Ort sein soll. 

 

Weitere Informationen

Zur Anlage

Neben der Radarstation werden Funkstationen in Siddessen und auf dem Charlottenhof in freier Feldflur gebaut. Die Anlage in Auenhausen ist in der Zeit des Kalten Krieges hochsicherheitsmäßig ausgebaut. Es gibt eine eigene Energie- und Wasserversorgung. Es entstehen bis zu 100 Arbeitsplätze, nachträglich ein Segen in dieser Zeit. Nach dem Mauerfall und dem Ende des Warschauer Paktes 1989/90 verliert die Überwachungsanlage an Bedeutung. Aber die Luftraumüberwachung ist zur Landesverteidigung notwendig. Im Jahr 2009 sind 50 Soldaten und 40 zivile Mitarbeiter vorhanden. Die Anlage und die Einheiten werden immer wieder umstrukturiert und an die neuen Anforderungen anbepasst.

Zur politischen Situation

Deutschland war nach dem Kriegsende 1945 Besatzungsgebiet. Die Westalliierten, die Vereinigten Staaten von Amerika, Großbritannien und Frankreich hatten Besatzungszonen eingerichtet. 1949 wurde die Bundesrepublik gegründet und die ersten Wahlen zum Deutschen Bundestages finden statt. Am 5.5.1955 erlangte Deutschland die volle Souveränität mit den Pariser Verträgen. Daher kam die Eile der Briten, die vor diesem Datum noch Tatsachen schaffen wollten. 

Als 1955 die Bundeswehr (nach langer Zeit der Diskussion um die Wiederbewaffnung) gegründet wurde, wurden aus den Besatzungsmächten werden NATO-Partner. 1959 wird schließlich die Anlage an die Bundeswehr übergeben.

1980 erscheint ein Jubiläumsheft "25 Jahre Radarstationder Auenhausen" der Bundeswehr

 



2005, als Erinnerung 50 Jahre danach, erscheint im Westfalen-Blatt vom 28.04.2005 ein Artikel und eine Sonderseite: "Radarstellung Auenhausen wird 50 jahre alt - 30 Soldaten und 10 Zivilisten" und "Angst vor Enteignung: Bauern vertreiben die Briten mit Knüppeln".

 

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Zugführer Hermann Walter (li) und Oberleutnant Stefan Florsch (re) mit Mannschaft vor dem Starfighter-Modell. In Realität waren seine häufigen Tiefflüge im Gebiet bis Ender 1980er Jahre gefürchtet.   

 

Schließlich folgt im Westfalen-Blatt vom 18.08.2015 der Artikel (ebenfalls von Michael Robrecht) über den Besuch eines britischen Soldaten der Artikel "Brite hat Auenhausen nie vergessen. Michael Rush kehrt nach 60 Jahren in das Heggedorf zurück". Darin berichtet der Engländer, damals als Erster Leutnant maßgeblich an der Errichtung der Anlage beteiligt, dass bis zu 300 Arbeiter viel mit Handarbeit und einfacher Technik leisten mussten. Die Wandstärke des mehrstöckigen Bunkers beträgt drei Meter. Und zur Irreführung der sowjetischen Aufklärung sei das Eingangsgebäude als Bauernhaus gestaltet worden.  

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Hier findet sich der Zeitungsbericht vom 60-jährigen Jubiläum 2018
"60 Jahre Radarstation in Auenhausen - Wegen ihrer Lage heißt sie einfach Höhe 318", Bericht Festakt mit 100 geladenen Gästen. Die Station ging 1959 in Betrieb.