Das Reiterkreuz (Kreuz auf dem Knüll) bei Brakel


Der Zeitgeist der 1920/30-er Jahre hat hier eine markante Spur hinterlassen: Auf dem Knüll, den Flächen hinter dem Sudheimer Wald, fanden seit 1924 jährlich reiterliche Spiele des Reitervereins Nethegau Brakel statt und es wurden vaterländische Ansprachen gehalten. Die umliegenden Kriegervereine und andere beteiligten sich mit Fahnen an der Kundgebung 1934 zur Errichtung des (Hindenburg-) Reiterkreuzes auf dem Knüll. Der Baron von Rheder, Adolf Frhr. von Spiegel, war Vorsitzender des Vereins und er sorgte für die weitere Ausgestaltung: 1934 wurde ein 5 Meter hohes Kreuz auf der "Hinenburg-Höhe" errichtet. Dem eh. Reichspräsidenten sollte ein Denkmal gesetzt werden.   

Das Kreuz erhielt 1936 einen Lindenkranz aus fünf Bäumen, in der Anzahl prominenten Personen von 1936: Die Namen waren auf einem Messingschild am Kreuz eingraviert.  

  • Karl Koerfer (Landrat des Kreises Höxter 1887-1917)
  • Marfording (Dr. Fritz Marfording ist 1927 als Schützenkönig der Westernkompanie Paderborn in Erscheinung getreten. Eine Beziehung zu Brakel ist nicht bekannt)
  • Eduard Menne (Landwirt Sudheimer Hof)
  • Landrat Dr. Hans Reschke (1904-1995, Landrat Höxter 1934-39, später Oberbürgermeister von Mannheim 1955-1972) und
  • Josef Micus (Rektor Volksschule Brakel)

 

Die Kreuzinschrift - aus Hufnägeln geformt - lautete: „Treue um Treue“ (oben) und „Dem Retter des Vaterlandes Reichspräsident Generalfeldmarschall v. Hindenburg“ (unten). Und: "Reiterverein Nethegau 1924-1984".
"Rektor Micus sprach bei der Pflanzung folgende Worte:

Rausche, o Linde, / Verkünde dem Kinde, 
Wie die Vater die Heimat geliebt;*
Trage den Ruhm einer großen Zeit / Hinüber in die Ewigkeit"

Anfang der 1950-er Jahre wurden die Herbstspiele zunächst fortgesetzt, bis irgendwann die Spiele dort im Sande verliefen.

Nach dem Krieg, im Rahmen der Aussiedlung landwirtschaftlicher Betriebe aus Brakel um 1960, war Bauer Ferdinand Reineke (Sudheim 61) Eigentümer des Grundstücks geworden. Bei dem Tausch im Rahmen des Flurbereinigungsverfahrens B 64 neu bekam er Flächen hinter dem Sudheimer Wald. 1997 endlich erfüllte sich sein Wunsch für ein neues Kreuz, nachdem das alte vergessen, vernachlässigt und abgebrochen war.


In einer feierlichen Zeremonie wurde das Kreuz 1997 seiner eigentlichen, christlichen Bestimmung übergeben und durch Pfarrer Wilhelm Koch geweiht.  Die Inschrift lautet: „Glaube, Hoffnung, Liebe“ und „Erneuert September 1997 durch F. und J. Reineke“. Im September 2023 wurde das Kreuz erneuert, weil das vorherige im Sockelbereich beschädigt war und die Standfestigkeit verloren hatten. Pfarrer i. R. Wilhelm Koch führte die Zeremonie durch in Anwesenheit der Familie Reineke.     

 

 Literatur

Informationen zum Reiterkreuz finden sich auch im Heft 26/2014 der Brakeler Schriftenreihe ("Blaue Hefte"). Dort ist es unter der Nr. "B 20" zu finden. Mit Zitaten von Berichten des Brakeler Anzeigers von 1934 und 1936 (hier ergänzt).  

WB v. 6.10.2023: Neues Flurkreuz der Familie Reineke hinter dem Sudheimer Wald gesegnet.

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Bild von den jährlichen Treffen des Reitervereins aus den 1950-er Jahren   Das neue Kreuz kommt: der Kranwagen und vorweg mit MB-trac Ferdinand Reineke
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 Das alte Reiterkreuz von 1934 hat ausgedient    Frhr. Elmar von Spiegel (Vorsitzender Reiterverein) und Ferdinand Reineke  
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 Pfarrer Wilhelm Koch weiht das Kreuz. Tochter Gabi Reineke assistiert ihm und Frau Johanna Reineke ist Stifterin mit ihrem Ehemann     Aus dem Familienalbum: Die ersten Gäste sind da und der Sockel wird vorbereitet zur Kreuzeinsetzung